Rück­bli­cke auf die Bücher­ver­bren­nung 1933: 1943 — 1948 — heute

Die Bücherverbrennung in Berlin, 10. Mai 1933
Die Bücher­ver­bren­nung in Ber­lin, 10. Mai 1933

Oskar Maria Graf (1894 — 1967)

So reagierte der deutsche Schriftsteller Oskar Maria Graf 1933 empört darüber, dass er nicht von den Nazis verbrannt worden war.
So rea­gierte der deut­sche Schrift­stel­ler Oskar Maria Graf 1933 dar­über, dass er nicht von den Nazis ver­brannt wor­den war.

Zum Zeit­punkt der Bücher­ver­bren­nung war der der damals 39-jährige Oskar Maria Graf in Öster­reich. Als er erfuhr, dass er von den Natio­nal­so­zia­lis­ten nicht auf die Liste der ver­fem­ten Auto­ren gesetzt wor­den war, ver­öf­fent­lichte er zwei Tage spä­ter (12. Mai 1933) in der “Wie­ner Arbei­ter­zei­tung” die neben­ste­hende Anzeige. Graf war ein bay­ri­scher Anar­chist, zeit­weise Mit­glied ver­schie­de­ner sozia­lis­ti­scher Par­teien, aber sicher nie ein Par­tei­sol­dat. Nach der Macht­über­nahme emi­grierte er über Wien und Prag 1938 schließ­lich in die USA. Er fühlte sich fremd in die­sem Land, Kon­takte zu ande­ren deut­schen Emi­gran­ten, zur deut­schen Kul­tur und Spra­che waren ihm beson­ders wichtig.

1943 ver­fasste Oskar Maria Graf — aus Anlass des 10. Jah­res­ta­ges der Bücher­ver­bren­nung — den fol­gen­den Beitrag:

Nie wie­der ver­ges­sen!

Vor zehn Jah­ren, am 10. Mai, ließ das Hitler-Regime die Bücher der frei­heit­li­chen Schrift­stel­ler in ganz Deutsch­land öffent­lich ver­bren­nen. Auf dem mit­tel­al­ter­li­chen Schei­ter­hau­fen lagen aber nicht nur die Werke miss­lie­bi­ger, deut­scher Auto­ren – die Bücher der Ame­ri­ka­ner Jack Lon­don und Upton Sin­clair, jene der Tsche­chen Masa­ryk und Benesch, die des gro­ßen Öster­rei­chers Sig­mund Freud, die Werke der Fran­zo­sen Romain Rol­land und Mal­raux und alle Bücher der Rus­sen von Gorki bis Ehren­burg, kurzum, das gesamte wahr­haft huma­nis­ti­sche Schrift­tum der Welt ging in Flam­men auf!

Oskar Maria Graf (re.) und B. Brecht in New York, 1943

Die­ser 10. Mai – ewi­ges Schand­mal nazis­ti­scher Bar­ba­rei! – müsste in Zukunft auf der gan­zen gesit­te­ten Welt in sein Gegen­teil ver­wan­delt wer­den, in einen Tag des Nie-wieder-Vergessens und in einen Tag der Mani­fes­ta­tion für die Frei­heit des Geistes! […]

Bücher sind Waf­fen im gro­ßen Befrei­ungs­kampf von heute! Bücher sind Pflug­scha­ren für mor­gen! Kein Volk kann wün­schen, dass sein freier, schöp­fe­ri­scher Geist durch Gewalt zum Abster­ben gezwun­gen wird!

Darum müss­ten […] alle Geg­ner poli­ti­scher und geis­ti­ger Tyran­nei, müss­ten alle jene, denen daran liegt, dass die bes­ten Lite­ra­tur­werke nicht unter­ge­hen, die Bücher ihrer emi­grier­ten, ver­fem­ten Schrift­stel­ler in der Urspra­che kau­fen und schenken!

Dies ist die Losung für heute: 10. Mai – Tag des freien Buches! […] Tag des Nie-wieder-Vergessens – Tag der Mani­fes­ta­tion für die Frei­heit des Geistes!“

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Hans Mayer, ein ande­rer Emi­grant äußert sich anläss­lich des 15. Jah­res­ta­ges der Bücher­ver­bren­nung 1948:

Hans Mayer (1907 — 2001)

“Ein Deut­scher auf Wider­ruf” nennt Hans Mayer seine lebens­ge­schicht­li­chen Erinnerungen.

Im Juli 1933 schloss Hans Mayer in Ber­lin sein Jura­stu­dium ab; wegen sei­ner jüdi­schen Her­kunft wurde er aber bereits wenige Tage spä­ter durch das „Gesetz zur Wie­der­her­stel­lung des Berufs­be­am­ten­tums“ wie­der aus dem Jus­tiz­dienst ent­las­sen. Er emi­grierte über Bel­gien nach Frank­reich und die Schweiz und beschäf­tigte sich dort nun zuneh­mend mit Fra­gen der Lite­ra­tur­wis­sen­schaft. Nach Kriegs­ende kommt er zurück nach Deutsch­land, schreibt 1945 — 1947 für ein deutsch-amerikanisches Nach­rich­ten­ma­ga­zin, begrün­det in Hes­sen die “Ver­ei­ni­gung der Ver­folg­ten des Nazi­re­gimes (VVN)” mit, tritt kei­ner Par­tei bei, geht aber 1948 als über­zeug­ter Sozia­list in die DDR. In Leip­zig bekommt Hans Mayer sofort eine Pro­fes­sur für Lite­ra­tur­wis­sen­schaf­ten; 1963 kehrt er zurück in die BRD.

1948 schreibt Hans Mayer anläss­lich des 15. Jah­res­ta­ges der Bücherverbrennung:

Die deut­sche Lite­ra­tur und der Schei­ter­hau­fen

Fra­gen wir ruhig, ob man diese Bücher­ver­bren­nung des 10. Mai 1933 nicht allzu wich­tig nimmt.

Wir soll­ten heute miss­trau­isch sein gegen Gedenk­fei­ern, hin­ter denen nicht die wirk­li­che Bezie­hung zu Fra­gen unse­rer Gegen­warts­li­te­ra­tur sicht­bar wird. Sehr häu­fig erset­zen Kul­tur­be­trieb und pseu­do­his­to­ri­sches Gepräge die geis­tige Bemü­hung um For­de­run­gen des Tages.

Nun ist unleug­bar, dass die Geschichte des Drit­ten Rei­ches im Ver­gleich zu jenem Feu­er­zau­ber der bren­nen­den Bücher weit grau­en­vol­lere Rück­fälle ins Bar­ba­ri­sche, in die Inhu­ma­ni­tät schein­bar über­wun­de­ner Kul­tur­stu­fen zu ver­zeich­nen hat. Gegen­über Ausch­witz und Majda­nek und Ora­dour und Lidice, gegen­über Buchen­wald und Dachau, gegen­über der Art, wie man die Leute des 20. Juli zu Tode brachte oder auch (auf ande­rem Gebiet) der Art, wie man die Geschichte vom „Jud Süß“ auf die Lein­wand brachte, ver­blasst das Grauen, das damals, im Mai 1933, noch als Ahnung oder Vor­ah­nung, die außer­deut­sche Welt erfasste. Das war damals ein Schau­spiel; ein gehei­mer Man­gel an Ernst­haf­tig­keit war unverkennbar.

Die Art, wie man Bücher von Hein­rich Mann und Lud­wig Renn, von Jakob Was­ser­mann und Erich Käs­t­ner, von Remar­que oder Karl Marx oder Sig­mund Freud auf den Holz­stoß schleu­derte, wirkte als Spek­ta­kel […] Es war ein Autod­afé ohne prak­ti­sche Wirk­sam­keit. Man ver­brannte „nur“ die Bücher, nicht aber die Autoren.

Man war ihrer nicht hab­haft gewor­den. Im Gegen­teil, Erich Käs­t­ner hat sogar berich­tet, wie er sich unter der Menge befand und zuschaute, als man den Schrift­stel­ler Erich Käs­t­ner den Flam­men über­gab. Er blieb aber am Leben. Schließ­lich besa­ßen alle diese Auto­ren hohe Auf­la­gen. Zusam­men­ge­raffte Bände aus öffent­li­chen Büche­reien moch­ten da bren­nen; Tau­sende von der­sel­ben Auf­lage aber stan­den wäh­rend der gan­zen Dauer des Drit­ten Rei­ches sorg­sam gehü­tet, und natür­lich ängst­lich ver­steckt, in den Bücher­schrän­ken im Lande. Nur wenn gele­gent­lich eine Haus­su­chung erfolgte, fand man die Bände, die dann als Belas­tungs­ma­te­rial für (den Volks­ge­richts­hof­prä­si­den­ten) Roland Freis­ler die­nen mochten.

Carl von Ossietzky (1889 — 1938) als Häft­ling im KZ Ester­we­gen 1934. Der Publi­zist und Her­aus­ge­ber der Zeit­schrift “Welt­bühne” war er einer der pro­mi­nen­tes­ten poli­ti­schen Häft­linge in den ers­ten Jah­ren der NS-Herrschaft.

Es ging also ver­gleichs­weise glimpf­lich zu an jedem 10. Mai. Damals fol­terte man die wirk­li­chen Schrift­stel­ler, die man als Gei­seln besaß, die Carl von Ossietzky und Erich Müh­sam, noch unter Aus­schluss der Öffent­lich­keit. Man fol­terte ins­ge­heim und ver­brannte öffent­lich nur bedruck­tes Papier. Aber­mals also: soll man die Erin­ne­rung an die­sen Tag wirk­lich immer von neuem auf­we­cken und wir­ken lassen?

Doch: man soll das tun. Die Pro­pa­ganda des Joseph Goeb­bels ver­stand sich auf den Gebrauch der Sym­bole, und die Bücher­ver­bren­nung war ein Sym­bol […] Kaum ein ande­res Ereig­nis aus der Geschichte des Drit­ten Rei­ches, beson­ders aus sei­nen Anfän­gen, ist glei­cher­ma­ßen geeig­net, das Wesen die­ser Hitler-Herrschaft, näm­lich den Rück­fall in die Bar­ba­rei, deut­lich zu machen. […] Der Begriff der Bar­ba­rei knüpft sich nie­mals an eine Hal­tung, die vor­wärts­strebt, son­dern stets an den Pro­zess eines Zer­falls, eines ‚Rück­falls‘. […] Genau das aber wurde hin­ter der Bücher­ver­bren­nung sicht­bar. Wir ver­bin­den mit dem Anblick von Holz­stoß und Autod­afé die Vor­stel­lung des “Hexen­ham­mers”, der Hexen­pro­zesse und der Inqui­si­tion […] Die katho­li­sche Welt des spä­ten Mit­tel­al­ters und der Gegen­re­for­ma­tion bediente sich der Ket­zer­ver­bren­nung, der Bücher­ver­bren­nung und des dazu­ge­hö­ri­gen „pein­li­chen Ver­hörs“ […] Allein seit­dem hatte es die Auf­klä­rung und den Ratio­na­lis­mus gege­ben. Die gro­ßen Huma­nis­ten des 18. Jahrhunderts […]

Wenn das alles nun unter Hit­ler, Himm­ler und Goeb­bels neu aus den Schäch­ten der Ver­gan­gen­heit her­vor­ge­zerrt wurde, so erschien es als Instru­ment in einer geis­tig ganz anders ent­wi­ckel­ten Gesell­schaft und musste die Funk­tion neuer Bar­ba­rei ein­neh­men. Tat­sa­che ist denn auch, dass nicht bloß die Bücher­ver­bren­nung in geschicht­li­cher Wie­der­ho­lung auf­trat, son­dern das gesamte Zube­hör der über­wun­de­nen Epo­che: der Geist der Hexen­pro­zesse in Jus­tiz und geis­ti­gem Leben, die Inqui­si­tion als Grund­ge­danke eines Gesin­nungs­straf­rechts, die Fol­ter und Mar­ter als not­wen­dige Begleit­er­schei­nung. […] Wir erken­nen also hin­ter der Bücher­ver­bren­nung des 10. Mai 1933 das Gesamt­sys­tem aus Ter­ror und Pro­pa­ganda, Hexen­geist, Fol­ter und spek­ta­ku­lä­rer Schau­stel­lung. Alles aber bleibt Wie­der­ho­lung frü­he­rer Lebens­for­men in einer gewan­del­ten Welt; alles dient dem Zweck der Ver­hin­de­rung gesell­schaft­li­cher Vor­wärts­ent­wick­lung: es ist Rückfall und bewuss­ter Rückschritt in einem.

Weil man also in jenem Ereig­nis die gesamte Funk­tion des Drit­ten Rei­ches, und am Drit­ten Reich die Gesamt­funk­tion des Faschis­mus, sicht­bar machen kann, ist es rich­tig, auch heute noch jener Zere­mo­nie auf dem Ber­li­ner Opern­platz oder dem Frank­fur­ter Römer­berg zu geden­ken. […] Wir müs­sen erken­nen, dass hin­ter jener Bücher­ver­bren­nung eine wol­lüs­tige und gewollte Absage an alles stand, was damals, 1933, den Aus­druck fort­schritt­li­chen Geis­tes und frei­heit­li­cher Lite­ra­tur bedeutete. […]

Doch ver­ges­sen wir es nie: Das Dritte Reich hat nicht bloß Bücher ver­brannt. Es hat auch Ossietzky und Müh­sam zu Tode gefol­tert. Es hat Egon Frie­dell und Wal­ter Hasen­cle­ver in den Frei­tod getrie­ben, Ernst Weiss und Wal­ter Ben­ja­min, Kurt Tucholsky und Ste­fan Zweig, und so viele andere. Unter der Herr­schaft der Inhu­ma­ni­tät ist Rudolf Olden auf dem Flücht­lings­schiff ertrun­ken, und Georg Her­mann wurde in Ausch­witz ver­brannt. Adam Kuck­hoff endete auf dem Scha­fott, Ernst Bar­lach ist in tie­fer Ein­sam­keit und Her­zens­not gestorben.

Mögen uns die Flam­men, die damals Werke der deut­schen Lite­ra­tur ver­zehr­ten, heute als War­nung und Leucht­feuer die­nen. Damit wir den Weg zurück über­bli­cken kön­nen; damit wir nicht aber­mals einen Rück­weg antre­ten, son­dern gemein­sam vor­wärts schreiten.”

Und was heißt die­ses “vor­wärts schrei­ten”? Wie ist die Situa­tion heute?

Im Laufe der Woche haben wir über aktu­elle, mas­sive Ein­schrän­kun­gen der Mei­nungs– und Pres­se­frei­heit im Iran, Hong­kong, Nepal, Myan­mar, Pakis­tan und Afgha­nis­tan berich­tet. Bei unse­rer Ankün­di­gung zur Teil­nahme an der dies­jäh­ri­gen „Woche der Mei­nungs­frei­heit“ sind wir auf das jüngste Urteil gegen den rus­si­schen Regime­kri­ti­ker Wla­di­mir Kara-Mursa Bezug ein­ge­gan­gen und haben dabei die Stel­lung­nahme von Jan Raczyn­ski, Vor­sit­zen­der der (in Russ­land 2021 offi­zi­ell auf­ge­lös­ten) Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tion “Memo­rial” hervorgehoben..

Raczyn­ski sagte kürz­lich im Inter­view nach dem Urteil gegen Kara-Mursa:

„Alle oppo­si­tio­nel­len Poli­ti­ker sind des Lan­des ver­bannt, sit­zen im Gefäng­nis oder haben über­haupt keine Mög­lich­keit, die Gesell­schaft anzu­spre­chen. Das macht die Situa­tion sehr schwierig.“

Jan Raczynsky wurde 2022 mit der NGO Memo­rial zum Frie­dens­no­bel­preis­trä­ger ernannt.

Die bela­rus­si­sche Lite­ra­tur­no­bel­preis­trä­ge­rin Swet­lana Ale­xi­je­witsch (geb. 1948 in Iwano-Frankiwsk/Ukraine

Schlie­ßen will ich unsere Bei­träge zur dies­jäh­ri­gen „Woche der Mei­nungs­frei­heit“ mit einer wei­te­ren ein­drucks­vol­len Stimme gegen die Unter­drü­ckung der Mei­nungs­frei­heit: mit Swet­lana Ale­xi­je­witsch. 2015 erhielt sie in Stock­holm den “Nobel­preis für Lite­ra­tur” und 2013 in Frank­furt den “Frie­dens­preis des Deut­schen Buch­han­dels”. Als man sie fragte, was sie mit dem Preis­geld (25.000.- €) plane, sagte sie, sie wolle eine grö­ßere Anzahl ihrer eige­nen Bücher kau­fen, um sie an die Men­schen in ihrem Hei­mat­land kos­ten­los zu ver­tei­len. Ihre Bücher dür­fen in Bela­rus nicht ver­öf­fent­licht und auch nicht ver­kauft werden.

Nach der unrecht­mä­ßi­gen Prä­si­dent­schafts­wahl in Bela­rus 2020 rief sie den regie­ren­den Aljaksandr Luka­schenka dazu auf, zurück­zu­tre­ten und das Land zu ver­las­sen. Wäh­rend der dama­li­gen Pro­teste in Bela­rus trat sie dem Koor­di­nie­rungs­rat der Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­tin Swet­lana Tich­a­now­skaja bei. Etli­che Mit­glie­der die­ses Füh­rungs­krei­ses der Pro­test­be­we­gung wur­den fest­ge­nom­men. Die Bro­hungs­lage wurde auch für sie immer greif­ba­rer. Euro­päi­sche Diplo­ma­ten ver­such­ten Swet­lana Ale­xi­je­witsch Schutz zu geben. Seit Ende 2020 lebt sie nun aber in Deutsch­land und enga­giert sich von hier aus wei­ter­hin lite­ra­risch und politisch.

Sie sagt, sie habe in Bela­rus nichts ande­res getan als das, wofür sie 2013 mit dem “Frie­dens­preis des Deut­schen Buch­han­dels” aus­ge­zeich­net wor­den sei: “die Wahr­heit aus­zu­spre­chen und ihre Stimme all jenen zu lei­hen, die sich auf­leh­nen gegen Erniedrigung.”

Auch zum heu­ti­gen Krieg Russ­lands gegen die Ukraine nimmt sie immer wie­der Stel­lung. Ihre Grund­hal­tung dazu ist: „Dies ist wich­tig für die Demo­kra­tie in der Ukraine und auch in Bela­rus — die Ukraine sollte aus die­sem Kon­flikt als Sie­ger her­vor­ge­hen.“

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Am 30. April 1938, kurz nach dem „Anschluss" Österreichs an NS-Deutschland, wurde z. B. auch in Salzburg eine große öffentliche Bücherverbrennung durchgeführt - organisiert war dies vom Nationalsozialistischen Lehrerbund.
Am 30. April 1938, kurz nach dem „Anschluss” Öster­reichs an NS-Deutschland, wurde z. B. auch in Salz­burg eine große öffent­li­che Bücher­ver­bren­nung durch­ge­führt — orga­ni­siert war dies dort vom Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Lehrerbund.

 

Jack London (1876 – 1916), ein US-amerikanischer Bestsellerautor: Seewolf (1904) oder auch Wolfsblut (1906) – beides Bücher, die mehrfach verfilmt wurden. Er stand wohl wegen seiner Popularität und seiner sozialistischen Grundhaltung auf der Liste der verfemten Bücher der Nazis.
Jack Lon­don (1876 – 1916), ein US-amerikanischer Best­sel­ler­au­tor: See­wolf (1904) oder auch Wolfs­blut (1906) – bei­des Bücher, die mehr­fach ver­filmt wur­den. Er stand wegen sei­ner Popu­la­ri­tät und sei­ner sozia­lis­ti­schen Grund­hal­tung auf der Liste der ver­fem­ten Bücher der Nazis.

 

Sigmund Freud (1856 – 1939), österreichischer Arzt und Begründer der Psychoanalyse, der 1930 mit dem Goethepreis ausgezeichnet wurde, 1938 ging er von Österreich ins Exil nach Großbritannien und verstarb dort ein Jahr später an seiner schweren Erkrankung. Nach der Bücherverbrennung schrieb er an seinen Freund Ernest Jones: „Was wir für Fortschritte machen! Im Mittelalter hätten sie mich verbrannt, heutzutage begnügen sie sich damit, meine Bücher zu verbrennen.“
Sig­mund Freud (1856 – 1939), öster­rei­chi­scher Arzt und Begrün­der der Psy­cho­ana­lyse, der 1930 mit dem “Goe­the­preis” aus­ge­zeich­net wurde. 1938 ging er von Öster­reich ins Exil nach Groß­bri­tan­nien und ver­starb dort ein Jahr spä­ter an sei­ner schwe­ren Erkran­kung. Nach der Bücher­ver­bren­nung schrieb er an sei­nen Freund Ernest Jones: „Was wir für Fort­schritte machen! Im Mit­tel­al­ter hät­ten sie mich ver­brannt, heut­zu­tage begnü­gen sie sich damit, meine Bücher zu verbrennen.“

 

Ludwig Renn (1889 – 1979) gehörte in der Weimarer Republik zu den einflussreichsten kommunistischen Autoren. Aufgrund der „Verordnung zum Schutze von Volk und Staat“ wurde er schon im März 1933 zusammen mit Carl von Ossietzky verhaftet, im Jan. 1934 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu 2 ½ Jahren Gefängnis verurteilt. Anschließend verließ er Deutschland und nahm am Spanischen Bürgerkrieg teil.
Lud­wig Renn (1889 – 1979) gehörte in der Wei­ma­rer Repu­blik zu den ein­fluss­reichs­ten kom­mu­nis­ti­schen Auto­ren. Auf­grund der „Ver­ord­nung zum Schutze von Volk und Staat“ wurde er schon im März 1933 zusam­men mit Carl von Ossietzky ver­haf­tet und im Januar 1934 wegen „Vor­be­rei­tung zum Hoch­ver­rat“ zu 2 ½ Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt. Renn ver­ließ danach Deutsch­land und nahm 1936 am Spa­ni­schen Bür­ger­krieg teil.

 

Erstausgabe (1867) des ersten Bandes des „Kapital“ von Karl Marx. Die darin entwickelte grundsätzliche Kritik der kapitalistischen Produktionsweise und der Klassengesellschaft hat – wie kein anderes Werk – Bedeutung für das politische Bewusstsein und Handeln der Arbeiterbewegung.
Erst­aus­gabe (1867) des ers­ten Ban­des des „Kapi­tal“ von Karl Marx. Die darin ent­wi­ckelte grund­sätz­li­che Kri­tik der kapi­ta­lis­ti­schen Pro­duk­ti­ons­weise und der Klas­sen­ge­sell­schaft hat – wie kein ande­res Werk – Bedeu­tung für das poli­ti­sche Bewusst­sein und Han­deln der Arbeiterbewegung.

 

Erstausgabe des Romans „Der Untertan“ von Heinrich Mann, 1918. Mit scharfem Witz beschreibt der Autor darin die Degeneriertheit und Korruptheit der wilhelminischen Gesellschaft sowie ihre zutiefst autoritären, patriarchalen Strukturen.
Erst­aus­gabe des Romans „Der Unter­tan“ von Hein­rich Mann, 1918. Mit schar­fem Witz beschreibt der Autor darin die Dege­ne­riert­heit und Kor­rupt­heit der wil­hel­mi­ni­schen Gesell­schaft sowie ihre zutiefst auto­ri­tä­ren, patri­ar­cha­len Strukturen.

 

Der „Hexenhammer“, im Originaltitel: „Malleus maleficarum“ (lateinisch), ist das Werk des deutschen Dominikaners, Theologen und Inquisitors Heinrich Kramer, das die Hexenverfolgung legitimierte und wesentlich beförderte. Das 1486 erstmals publizierte Buch erschien bis zum Ende des 17. Jahrhunderts in rund 30.000 Exemplaren. Es war ein wichtiges Instrument für die Inquisitoren, um die Hexenverfolgung zu legitimieren.
Der „Hexen­ham­mer“, im Ori­gi­nal­ti­tel: „Mal­leus male­fi­carum“ (latei­nisch), ist das Werk des deut­schen Domi­ni­ka­ners, Theo­lo­gen und Inqui­si­tors Hein­rich Kra­mer, das die Hexen­ver­fol­gung legi­ti­mierte und wesent­lich beför­derte. Das 1486 erst­mals publi­zierte Buch erschien bis zum Ende des 17. Jahr­hun­derts in rund 30.000 Exem­pla­ren. Es war ein wich­ti­ges Instru­ment für die Inqui­si­to­ren, um die Hexen­ver­fol­gung zu legitimieren.

 

Walter Hasenclever (1890 – 1940) Bei Erscheinen seines sehr erfolgreichen Buches „Ehen werde im Himmel geschlossen“ (1928) wird er wegen Gotteslästerung angezeigt. Mitte der 1920er Jahre arbeitet er als Korrespondent einer Berliner Zeitung in Paris und ist damals gut befreundet mit Kurt Tucholsky. Die Bücher von beiden Autoren landen 1933 auf dem Scheiterhaufen der NS-Regierung. Hasenclever geht nach Frankreich ins Exil, wird dort während des Kriegs mehrfach interniert und nimmt sich beim Einmarsch der Wehrmacht in seinem damaligen Internierungslager Les Milles selbst das Leben.
Wal­ter Hasen­cle­ver (1890 – 1940) Bei Erschei­nen sei­nes sehr erfolg­rei­chen Buches „Ehen werde im Him­mel geschlos­sen“ (1928) wird er wegen Got­tes­läs­te­rung angezeigt.Mitte der 1920er Jahre arbei­tet er als Kor­re­spon­dent einer Ber­li­ner Zei­tung in Paris und ist damals gut befreun­det mit Kurt Tucholsky. Die Bücher von bei­den Auto­ren lan­den 1933 auf dem Schei­ter­hau­fen der NS-Regierung. Hasen­cle­ver geht nach Frank­reich ins Exil, wird dort wäh­rend des Kriegs mehr­fach inter­niert und nimmt sich beim Ein­marsch der Wehr­macht in sei­nem dama­li­gen Inter­nie­rungs­la­ger Les Mil­les selbst das Leben.

 

 

 

Swetlana Tichanowskaja (geb. 1982): eine führende belarussische Bürgerrechtlerin und Präsidentschaftskandidatin 2020, nachdem ihr Mann, der ursprünglich kandidieren wollte, nicht zugelassen und schließlich festgenommen worden war. Da ihr inzwischen in Belarus als Mitglied einer vermeintlich „extremistischen Gruppe“ lange Haftstrafen drohen, lebt jetzt in Vilnius/Litauen.
Swet­lana Tich­a­now­skaja (geb. 1982): eine füh­rende bela­rus­si­sche Bür­ger­recht­le­rin und Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­tin 2020, nach­dem ihr Mann, der ursprüng­lich kan­di­die­ren wollte, nicht zuge­las­sen und schließ­lich fest­ge­nom­men wor­den war. Da ihr inzwi­schen in Bela­rus als Mit­glied einer ver­meint­lich „extre­mis­ti­schen Gruppe“ lange Haft­stra­fen dro­hen, lebt sie jetzt in Vilnius/Litauen.