Kommenden Sonntag (27. Jan.) wird Richard Brox um 17 Uhr zu einem Podiumsgespräch ins Mörfelder Museum kommen.
Brox ist Deutschlands sog. „berühmtester Obdachloser“. Er lebte 30 Jahre lang auf der Straße.
Er arbeitete mit Günter Wallraff zusammen, beriet ihn bei seinem Film „Unter null“ und ist nun selbst Bestsellerautor.
In seinem Buch „Kein Dach über dem Leben“ beschreibt er eindrucksvoll seine schwierige Kindheit u.a. mit Gewalterfahrungen in Kinder– und Jugendheimen, anschließend Drogen– und Alkoholsucht und Obdachlosigkeit.
Wer auf der Straße lebt, muss lernen, Gewalt, Hass, Hunger und Kälte zu ertragen. Für Richard Brox war die Straße aber auch ein Ort der Freiheit und Selbstbestimmung. Als Berber hat er seine Würde nie verloren. Er schaffte den Neuanfang und schaltete eine Webseite mit Tipps, Adressen und Bewertungen von sozialen Anlaufstellen für „seine Brüder“. So wurde er zu Deutschlands berühmtesten Obdachlosen.
Jetzt hat er seine Biografie geschrieben, hat sich seinen Traumata und Ängsten gestellt.
Mit dem Geld, das er über sein Buch und über Vorträge einnimmt, will er ein Hospiz und Hotel für Obdachlose gründen, will nun die Hilfe, die er selbst erfahren hat, weitergeben.
Mit ihm spricht Ulrike Holler über Notunterkünfte, Anlaufstellen, Armut in Deutschland, Hartz IV, den Mangel an Wohnungen und über den Umgang der Behörden mit Obdachlos
Zur Presseberichterstattung …
Vorab-Telefoninterview des Schülerpraktikanten Lukas Maurer mit Richard Brox:
Herr Brox, Sie sagen in Interviews, dass die Obdachlosen in vielen Unterkünften wie Dreck behandelt werden. Was meinen Sie konkret damit?
Zum Beispiel: Du kommst in eine Notunterkunft, dort gibt es zwei Toiletten. Die eine ist kaputt oder abgeschlossen und die andere ist einfach dreckig. Und wenn du wenigstens Toilettenpapier haben möchtest, antwortet dir der Mitarbeiter: „Du kannst ja wieder gehen, wenn es dir hier nicht passt.“ Ein anderes Beispiel: Das Bett, das dir zugewiesen wird, stinkt nach dem Urin des Vorgängers. Wenn du dich darüber beschwerst, antwortet dir der Betreuer wieder das gleiche.
Grundsätzlich sollte man beim Schlafen den Hautkontakt mit dem Bett vermeiden, um sich keine Krankheiten, wie zum Beispiel die Krätze, Virenerkrankungen oder Kopfläuse zu holen. Außerdem teilst du dein Zimmer normalerweise mit vielen anderen Personen. Die meisten Obdachlosen sind krank, viele sind HIV positiv. Und wegen den vielen Konflikten untereinander ist es wichtig, dass an Wochenenden und Feiertagen auch nachts Betreuer da sind, die man im Zweifelsfall ansprechen kann. Die verschiedenen Gruppen — Alkoholiker, Drogenabhängige, Spielsüchtige oder psychisch Kranke — soll man untereinander leben lassen, aber nicht versuchen sie zusammen zu bringen, weil es sonst leicht zu Konflikten kommen kann.
Das Leben auf der Straße ist sehr hart ist. Kann man sich denn irgendwie dagegen schützen?