Bernhard Brehl, Kuratoriumsvorsitzender der Margit-Horváth-Stiftung: Vor 14 Jahren – es war ebenfalls im November – haben wir hier den sog. „Historischen Lehrpfad“ rund um das ehemalige Lagergelände der KZ Außenstelle Walldorf eingeweiht. Damals hatten wir 19 Überlebende dieses Lagers zu Gast. Es waren bewegende Tage, die niemand vergessen wird, der damals dabei war. Unvergesslich ist der Augenblick, in dem diejenigen, die 1944 hier KZ-Häftlinge gewesen waren, zum Gedenkstein gingen und weinten - in Erinnerung an die furchtbaren eigenen Qualen, die sie hier erlitten hatten und in Erinnerung an die Mädchen und jungen Frauen, die damals hier gestorben sind oder – um es korrekt zu sagen: – die hier ermordet wurden.
Vier Jahre später, im Juli 2004, gründeten wir die Margit-Horváth-Stiftung. Margit Horváth ist eine der ehemals 1.700 Häftlinge des Walldorfer Lagers. Ihr Sohn gab den Impuls zur Gründung der Stiftung, als er dem städtischen Museum das Entschädigungsgeld seiner Mutter spenden wollte, als Anerkennung für die engagierte historische Arbeit, die hier mit jungen Menschen geleistet wird. Dies führte schließlich zur Gründung der Stiftung, die natürlich weiterhin durch die Stadt Mörfelden-Walldorf – nicht zuletzt durch Bürgermeister Heinz-Peter Becker und die Museumsleiterin Cornelia Rühlig – Förderung und Unterstützung erhält.
Die Margit-Horváth-Stiftung hat in den nun zehn Jahren ihres Bestehens zahlreiche Veranstaltungen, Seminare, Ausgrabungen und internationale Workshops für Schüler und Studenten durchgeführt. Es war mir stets eine Freude zu sehen, wie ernsthaft und engagiert sich die jungen Menschen mit den jeweiligen Inhalten auseinandersetzten. Doch diese historischen Jugendprojekte wären niemals möglich gewesen ohne eine immense ehrenamtliche Arbeit und gleichzeitig zahllose finanzielle Förderer und Unterstützer. Mehrfach ist die Arbeit unserer Stiftung durch das Land Hessen ausgezeichnet worden. So freue ich mich, heute hier den Chef der Hessischen Staatskanzlei, Herrn Staatsminister Axel Wintermeyer begrüßen zu dürfen.
Kontinuierlicher Kooperationspartner und Förderer unserer Arbeit ist von Anbeginn auch die Fraport AG. Gemeinsam mit dem Vorstand der Fraport AG haben wir viele Einladungen an Überlebende der KZ-Walldorf ausgesprochen, Gespräche mit ihnen geführt oder auch internationale Projekte mit Studenten der Fraport AG realisiert. Daher freue ich mich, heute hier Herrn Markus Grossbach und Herrn Wolfgang Haas begrüßen zu dürfen. Mit Beiden arbeiten wir seit Jahren eng zusammen.
Die Realisierung dieses neuen Gebäudes, das auch ein Studienort für junge Menschen werden soll, wäre nicht möglich ohne die Unterstützung durch die Stiftung Flughafen Frankfurt für die Region. Ihre Geschäftsführerin Frau Jutta Nothacker sowie ihre Kollegin, Frau Mildenberger, unterstützen unsere Arbeit nachdrücklich. Ich freue mich, dass beide heute persönlich an dieser großen Veranstaltung teilnehmen.
Das Gelände, auf dem das neue Gebäude errichtet werden soll, liegt auf Frankfurter Gemarkung. So kooperieren wir seit vielen Jahren im Hinblick auf die Geschichte und Aufarbeitung dieses Lagers eng mit der Stadt Frankfurt. Es ist mir eine Freude, heute Herrn Stadtrat Lutz Raettig begrüßen zu dürfen.
Auch bei den örtlichen Banken finden wir immer wieder Unterstützung. Wir bedanken uns gerne bei der Stiftung der Kreissparkasse Groß-Gerau, dass sie uns bereits jetzt eine gute technische Ausstattung für das neue Gebäude zugesagt hat. Ich begrüße Herrn Becker, der heute an unserer Veranstaltung teilnimmt.
Doch was wäre die Arbeit der Margit-Horváth-Stiftung ohne ihre zahllosen privaten Förderer? Viele Menschen spenden uns regelmäßig oder werden Zustifter; andere arbeiten ehrenamtlich in ihrer Freizeit für unsere Projekte. Stellvertretend für diesen so erfreulich großen Kreis von engagierten Privatpersonen bitte ich nun auch Frau Helga Glanz und Cornelia Rühlig nach vorn.
Sieben junge Menschen, die in den Projekten unserer Stiftung engagiert mitgearbeitet haben, werden gleich gemeinsam den ersten Spatenstich für das neue Gebäude vollziehen. Ich bitte die eben von mir benannten Förderer und Unterstützer – als ein visuelles Symbol — sich hinter diese jungen Menschen zu stellen.
Im Namen der Förderer wird vorab Herr Wintermeyer noch kurz zu Ihnen sprechen.
Axel Wintermeyer, Chef der hessischen Staatskanzlei: Heute ist Totensonntag. Wir gedenken der Verstorbenen aus unseren Familien. Dass Sie gerade diesen Tag gewählt haben für den ersten Spatenstich des “Memorial” der KZ-Außenstelle Walldorf, ist — wie ich finde — ein wirklich treffendes Signal. Denn diejenigen, die durch die Gewaltherrschaft des Naziregimes in Deutschland umgekommen sind, sind auch ein Teil unserer eigenen Vergangenheit und damit auch Teil unserer Familie. Dies anzunehmen und zu begreifen, erscheint mir grundlegend wichtig.
Ich möchte daher den vielen Menschen danken, insbesondere den Jugendlichen, die sich hier engagiert haben, die KZ Außenstelle Mörfelden-Walldorf auszugraben. Sie engagieren sich in ihrer Freizeit für Fragen der Geschichte und der Gegenwart; ohne sie können wir die Geschichte nicht lebendig erhalten. Gerade in der aktuellen Zeit muss man sich angesichts der vielen Krisen auf unserem Globus immer wieder bewusst machen, dass Frieden und Freiheit, Menschenrechte und Menschenwürde keine Selbstverständlichkeit sind. Die gelebte Demokratie braucht eine differenzierte und vitale zivilgesellschaftliche Kultur, in der sich der eine für den anderen einsetzt und die Diskriminierung des Anderen auch als Verletzung der eigenen Grundwerte versteht. Daran denke ich, wenn ich vor diesen Steinen stehe, die Geschichte sind und Geschichte erzählen können.
Im Namen der hessischen Landesregierung möchte ich Allen danken, die hier aktiv mitgewirkt haben: der Ricarda-Huch-Schule aus Dreieich, der Dreieichschule aus Langen, der Prälat-Diehl-Schule in Groß-Gerau, der Bertha-von-Suttner-Schule in Mörfelden-Walldorf sowie auch der Oberstufenschülerin aus dem Frankfurter Heinrich-von-Gagern-Gymnasium, die uns mit ihrer Klarinette durch das heutige Programm begleitet. Ich danke den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Frankfurt, den ev. Kirchengemeinden mit ihren Konfirmandengruppen aus Walldorf, Mörfelden und Erzhausen, dem Arbeitskreis Gemeinde und Israel Rhein-Main, den Geschichts– und Heimatvereinen Mörfelden und Walldorf, den Naturfreundegruppen aus Egelsbach und Rüsselsheim, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Hessen, dem Frankfurter Förderverein Roma und den Studentengruppen aus Frankfurt und Mainz und selbstverständlich zahlreichen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Bürgerinnen und Bürgern aus der Rhein-Main-Region.
Den Veranstaltern der Stadt Mörfelden-Walldorf und insbesondere den Verantwortlichen der Margit-Horváth-Stiftung, verehrte Frau Rühlig, und den vielen Jugendlichen, die dieses Projekt im wahrsten Sinne des Wortes in die Hände genommen haben. Aus tiefer Überzeugung und als Ausdruck unseres Dankes haben wir – für die Stiftung Flughafen darf ich dieses sagen – dieses “Memorial” für junge engagierte Menschen mit 225.000 Euro unterstützt. Möge dieses “Memorial” für junge Menschen uns erinnern, mahnen und im stets im Bewusstsein halten, wie wichtig Freiheit, Demokratie und Menschenrechte sind. Sie sind keine Selbstverständlichkeit, wir müssen sie jeden Tag aufs Neue verteidigen. — Herzlichen Dank Ihnen Allen.
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