Die StreetAngel: “Wir helfen, wo andere wegschauen.”
Presseberichte
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Das Groß-Gerauer ECHO online schreibt am 24. Juni 2023:
Die “Street Angel” berichten in Walldorf von ihrer Arbeit
Der Frankfurter Verein hilft im Bahnhofsviertel Obdachlosen und anderen Menschen in Not. Einer von ihnen war selbst obdachlos.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Mörfelden-Walldorf. Es sei die Dankbarkeit in den Augen der Leute, denen sie helfen. Das bewege ihn dazu, weiterzumachen. Mit diesen Worten fasste Sabi Uskhi gegen Ende der von der Margit-Horváth-Stiftung im Walldorfer Horváth-Zentrum organisierten Podiumsdiskussion zusammen, warum weiterhin mit ihm zu rechnen sein wird. Die von Uskhi gegründete Organisation, deren Namen “Street Angel” (Engel der Straße) in einem Zeitungsartikel erwähnt und fortan der Vereinsname wurde, kümmert sich vorrangig um obdachlose Menschen im Frankfurter Bahnhofsviertel.
In den vergangenen Jahren hätten Uskhi und seine Helfer rund 1,2 Millionen Essen verteilt; zu den Helfern gehört auch sein Schulkamerad Vasilios Tsarouchas, der früher selbst obdachlos war. Einig sind sich die beiden, die eine ungenannte Zahl von Helfern an ihrer Seite wissen, dass noch sehr viel mehr gemacht werden müsste. Unter den Menschen, die sich in die Warteschlangen einreihen, um sich etwa mit Essen zu versorgen, seien längst nicht nur Obdachlose, sondern auch Mütter, denen Ende des Monats das Geld ausgehe, oder Geflüchtete, die kaum über die Runde kämen.
Bei jedem Ausgabetermin werden zwischen 200 und 300 Essen sowie weitere Lebensmittel ausgegeben, die für einige Tage reichen sollen. Textilien gibt es nur noch auf Nachfrage. Mit Kleiderspenden seien schlechte Erfahrungen gemacht worden, “weil nur Müll abgegeben wurde”. Die ausgegebenen Mahlzeiten bekommt die Hilfsorganisation von verschiedenen Restaurants, wie Uskhi sagt: “Top-Adressen darunter.” Es soll schon Essen gegeben haben, die im Restaurant 40 Euro pro Person gekostet haben. Hilfreich sei für ihn auch gewesen, dass er von Kindesbeinen an seiner Mutter beim Kochen geholfen habe und dann und wann selbst zum Kochlöffel greife.
Der Gründer der “Street Angel” kommt aus einer rumänisch-jüdischen Familie, in der es zur religiösen Pflicht gehöre, anderen Menschen zu helfen, wie er erklärte. Dass das über die Nachbarschaft hinaus ausgeweitet wurde, hat Uskhi einem Schlüsselerlebnis zu verdanken. Als er einmal in der Frankfurter Fressgasse gegessen habe, habe er beobachtet, wie jemand etwas aus einem Abfalleimer genommen und unbesehen in den Mund gestopft habe.
Dass ihm Vasilios Tsarouchas seit einigen Jahren zu Seite steht, sei Zufall gewesen. Als sie sich nach Jahren wieder begegneten, lebte Tsarouchas auf der Straße. Er bekennt sich offen dazu, drogensüchtig gewesen zu sein. Heute ist er für das Lager zuständig, in dem “Street Angel” die Sachspenden (darunter auch Hygieneartikel und Schlafsäcke) unterbringen. Bei der Ausgabe stehen Uskhi, der sein Geld als Personal-Trainer und Heilpraktiker verdient, und Tsarouchas häufig Seite an Seite. “Street Angel” stehen für unbürokratische Hilfe: Niemand müsse seine Bedürftigkeit nachweisen, auch nicht Leute, die mit feinen Schuhen in der Schlange stehen, was oftmals zu Konflikten unter den Wartenden führe. Wer sich in die Warteschlange einreihe, sagt Uskhy, der habe “ein wie immer auch geartetes Problem”. Geholfen wird ungeachtet der Hautfarbe, Religion und Herkunft. Auch wenn darauf nicht allzu großer Wert gelegt wird, wurde “Street Angel” für sein Engagement schon mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. “Man könnte, wenn man wollte, wirklich noch machen, wenn man nur die Mittel dazu hätte”, meint Uskhy.
Autor: Michael Kapp
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