Der lange Arm Chi­nas in Europa

Fort­set­zung

Chi­nas Ein­schüch­te­rung – kein Einzelfall

Der chi­ne­si­sche Bot­schaf­ter in Schwe­den Gui Con­gyou (2017 bis 2021).

Oli­vers Erleb­nisse sind kein Ein­zel­fall. Ins­be­son­dere seit Aus­bruch der Coro­na­pan­de­mie sind es chi­ne­si­sche Diplo­ma­ten in Peking und in Europa, die ver­su­chen mit einer aggres­si­ven Rhe­to­rik Kritiker*innen ein­zu­schüch­tern. Ihre Haupt­ver­tre­ter wie bei­spiels­weise der Spre­cher des chi­ne­si­schen Außen­mi­nis­te­ri­ums, Zhao Lijian, oder die Bot­schaf­ter Gui Con­gyou (bis 2021 Bot­schaf­ter in Schwe­den) und Lu Shaye (Bot­schaf­ter in Frank­reich), wer­den in Anleh­nung an einen natio­na­lis­ti­schen Action­film „Wolfs­krie­ger“ genannt. Diese Wolfs­krie­ger rea­gie­ren aggres­siv auf jed­wede Kri­tik, die sie als Belei­di­gung Chi­nas auf­fas­sen. Ein­schüch­te­rungs­ver­su­che sol­len dazu die­nen, Kritiker*innen mund­tot zu machen und nur noch ein posi­ti­ves China­bild in der öffent­li­chen Dis­kus­sion in Europa zuzulassen.

Bezeich­nend ist die Dyna­mik der „Wolfskrieger“-Aggression im Kon­text der Pan­de­mie: Zunächst beschä­digte die Tat­sa­che, dass sich die Pan­de­mie von der chi­ne­si­schen Metro­pole Wuhan welt­weit aus­ge­brei­tet hatte das Image der Volks­re­pu­blik und sei­ner Macht­ha­ber. Doch als es den auto­ri­tä­ren Herr­schern mit dra­ko­ni­schen Lock­downs (zumin­dest zeit­weise) gelang die Pan­de­mie zu bekämp­fen wäh­rend in Europa auf jede Ent­span­nung eine wei­tere Infek­ti­ons­welle folgte, deu­tete Peking dies als Zei­chen der Über­le­gen­heit des chi­ne­si­schen Auto­ri­ta­ris­mus. So sollte die Pan­de­mie, die von China aus um die Welt gegan­gen war, als Zei­chen chi­ne­si­scher Macht umge­deu­tet wer­den. Die­sem mäch­ti­gen China, so die Wolfs­krie­ger, gebührt Respekt. Kri­tik wird nicht geduldet.

Dass Macht aus Sicht Pekings Kri­tik an China ver­bie­tet, erlebte ich bereits vor mehr als einem hal­ben Jahr­zehnt. Damals echauf­fierte sich ein Aus­bil­der chi­ne­si­scher Diplo­ma­ten mir gegen­über, ein kana­di­scher Jour­na­list habe den kana­di­schen Außen­mi­nis­ter bei einer Pres­se­kon­fe­renz im Anschluss an bila­te­rale Gesprä­che gefragt, ob Men­schen­rechte eine Rolle in den Unter­re­dun­gen gespielt hät­ten. Mein chi­ne­si­scher Gesprächs­part­ner störte sich nicht an der Frage des Jour­na­lis­ten, son­dern daran, dass diese von einem kana­di­schen Jour­na­lis­ten gestellt wor­den war. Kanada habe viel weni­ger Macht als China, sei unbe­deu­tend. Einem ame­ri­ka­ni­schen oder deut­schen Jour­na­lis­ten gestehe er eine sol­che Frage zu, aber nicht einem, aus einem Land ohne Macht.

Chi­nas Ein­fluss­nahme – ein euro­pa­wei­tes Phänomen

Über­schrift in der “Frank­fur­ter All­ge­mei­nen zei­tung” vom 23. Okto­ber 2020

Offen­kun­dig fühlt sich China mitt­ler­weile in ganz Europa so mäch­tig, dass es das öffent­li­che China­bild kon­trol­lie­ren will. In Frank­reich musste das Museum im frü­he­ren Schloss der Her­zöge der Bre­ta­gne in Nan­tes eine Mon­go­len­aus­stel­lung ver­schie­ben, weil China zen­trale, bereits zuge­si­cherte Leih­ga­ben nur nach Frank­reich schi­cken wollte, wenn es Ein­fluss auf die Dar­stel­lung der his­to­ri­schen Rolle Dschin­gis Khans neh­men könne. Den Titel der Aus­stel­lung waren die Fran­zo­sen noch bereit zu ändern. Doch als Chi­nas For­de­run­gen immer wei­ter gin­gen, ver­schob das Museum die Eröff­nung der Aus­stel­lung auf Okto­ber 2024.

Schwe­dens Außen­mi­nis­te­rin rea­giert mit deut­li­chen Wor­ten auf das Ver­hal­ten des chi­ne­si­schen Bot­schaf­ters, Euro­news vom 4. Dezem­ber 2021

In Schwe­den empörte sich der dama­lige chi­ne­si­sche Bot­schaf­ter regel­mä­ßig und unter öffent­li­cher Nen­nung der Namen von Journalist*innen über kri­ti­sche Medi­en­be­richte. Ein Jour­na­list der Zei­tung „Expres­sen“ wurde bedroht. Außer­dem ver­langte er eine Ent­schul­di­gung, weil eine Sati­re­sen­dung des schwe­di­schen Fern­se­hens einen Scherz über chi­ne­si­sche Tou­ris­ten gemacht hatte. Kurz dar­auf drohte der glei­che Bot­schaf­ter mit wirt­schaft­li­chen Kon­se­quen­zen, sollte eine Minis­te­rin an der Ver­lei­hung eines Men­schen­rechts­prei­ses durch den unab­hän­gi­gen Schrift­stel­ler­ver­band PEN teil­neh­men. Die Minis­te­rin beugte sich dem Druck nicht. Dies war eine Pro­vo­ka­tion für den Bot­schaf­ter. Schwe­den ver­halte sich wie ein Leicht­ge­wichts­bo­xer, der eine Fehde mit einem Schwer­ge­wichts­bo­xer pro­vo­ziere, meinte er in einem Interview.

Auch deut­sche Insti­tu­tio­nen wur­den bereits Opfer von Chi­nas Aggres­sion. Im März 2021 stellte China Deutsch­lands größ­tes China-Forschungsinstitut, das Mer­ca­tor Insti­tut für China Stu­dien, unter Sank­tio­nen. Wissenschaftler*innen, die dort arbei­ten, kön­nen nicht mehr nach China ein­rei­sen und Chines*innen ist es ver­bo­ten mit ihnen Geschäfte zu machen. Dar­über hin­aus gibt es vage For­mu­lie­run­gen im chi­ne­si­schen State­ment zu den Sank­tio­nen, das offen­lässt, ob auch die Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen der Sank­tio­nier­ten betrof­fen sind. Das glei­che Schick­sal wie die Mitarbeiter*innen des Mer­ca­tor Insti­tuts für China Stu­dien ereilte auch die däni­sche Alli­anz für die Demo­kra­tien, die vom frü­he­ren däni­schen Pre­mier­mi­nis­ter Anders Fogh Ras­mus­sen gegrün­det wurde.

Und selbst euro­päi­sche Par­la­men­ta­rier wur­den von China sank­tio­niert. Dazu zäh­len die deut­schen Abge­ord­ne­ten des Euro­päi­schen Par­la­ments Michael Gah­ler von der CDU und Rein­hard Bütik­o­fer von den Grü­nen, sowie die fran­zö­si­sche Abge­ord­nete Raphael Glucks­mann, der Bul­gare Ilhan Kyuchyuk und die Slo­wa­kin Miriam Lex­mann. Auch der gesamte Men­schen­rechts­aus­schuss des Euro­pa­par­la­ments wurde von China sanktioniert.

Chi­nas Informationskampagnen

Die Ein­mi­schung in den euro­päi­schen Dis­kurs erfolgt aber nicht nur in Form von Sank­tio­nen und Ein­schüch­te­run­gen, son­dern auch in sub­ti­le­rer Form. Es geht China darum, ein posi­ti­ves Bild von der Volks­re­pu­blik in Europa zu ver­brei­ten und kri­ti­sche Aspekte zuneh­mend aus­zu­blen­den. Beson­ders im Fokus der Auf­merk­sam­keit ste­hen von China finan­zierte Kon­fu­zius Insti­tute. Der häu­fig gegen die Insti­tute erho­bene Vor­wurf ist, dass sie an euro­päi­schen Uni­ver­si­tä­ten ange­sie­delt vom chi­ne­si­schen Staat kon­trol­liert wer­den. Der Ver­dacht besteht, dass China auch die Lehr­in­halte kontrolliert.

Das Kon­fu­zius Insti­tut in Duisburg-Essen, ein sog. “An-Institut” der der dor­ti­gen Uni­ver­si­tät, Screen­shot aus deren Homepage

Diese Kri­tik ist zwar nicht unbe­grün­det, über­sieht aber, dass das Aus­maß der Abhän­gig­keit von China von Insti­tut zu Insti­tut stark vari­iert. Das Insti­tut an der Uni­ver­si­tät Duisburg-Essen hat bei­spiels­weise eine expli­zite Ver­ein­ba­rung geschlos­sen, das Ver­an­stal­tun­gen zu kri­ti­schen The­men ermög­licht. Dar­über hin­aus legt die Uni­ver­si­tät wert dar­auf, dass das Lehr­an­ge­bot für die Stu­die­ren­den unter einer Schlie­ßung des Insti­tuts kaum lei­den würde. So will sich die Uni­ver­si­tät ihre Unab­hän­gig­keit bewahren.

Bio­gra­phie über Xi Jin­ping von Ste­fan Aust und Adrian Gei­ges, 2021

Als im ver­gan­ge­nen Herbst aus­ge­rech­net das Kon­fu­zius Insti­tut in Duisburg-Essen die Lesung einer Xi Jinping-Biografie absa­gen musste, wurde aber auch deut­lich, dass selbst die umsich­tigs­ten Ver­träge mit China das Risiko chi­ne­si­scher Zen­sur in Kon­fu­zius Insti­tu­ten nicht eli­mi­nie­ren kön­nen. Ent­spre­chend rea­gierte der Trä­ger­ver­ein des Insti­tuts und stellte klar, dass eine Wie­der­ho­lung des Fal­les zur Insti­tuts­schlie­ßung füh­ren würde. Die Lesung wurde außer­halb des Kon­fu­zius Insti­tuts an der Uni­ver­si­tät durchgeführt.

Neben Kon­fu­zius Insti­tu­ten ver­sucht China auch über Zei­tungs­bei­la­gen ein posi­ti­ves China-Bild in Europa zu ver­brei­ten. Vor allem in Mit­tel­ost­eu­ropa wurde China in den letz­ten Jah­ren aktiv. In eini­gen Fäl­len wur­den Medi­en­häu­ser voll­stän­dig oder teil­weise über­nom­men. Nach­dem das chi­ne­si­sche Unter­neh­men CEFC Empresa Media in Tsche­chien über­nom­men hatte, änderte sich die Bericht­er­stat­tung der ange­schlos­se­nen Medien TV Barr­a­dov und Týden nach­weis­lich zu Chi­nas Guns­ten. In ande­ren Fäl­len wur­den umfas­sende Abkom­men zum Tei­len von Inhal­ten geschlos­sen. Das bedeu­tet, dass euro­päi­sche Zei­tun­gen chi­ne­si­sche Arti­kel unkom­men­tiert abdru­cken, als seien sie unab­hän­gige Agen­tur­mel­dun­gen. Beson­ders weit­ge­hend ist das Bei­spiel der tsche­chi­schen Zei­tung Právo, die sich nicht ent­blö­dete Inhalte zu ver­öf­fent­li­chen, die direkt von der chi­ne­si­schen Bot­schaft in Prag ver­fasst wor­den waren.

Chi­nas Aggres­sion ver­schlech­tert Pekings Image – Europa wehrt sich

Chi­nas Vor­ge­hen erfährt mehr und mehr Wider­stand in Europa. Bis heute wei­gert sich das Euro­pa­par­la­ment ein fer­tig aus­ge­han­del­tes Inves­ti­ti­ons­ab­kom­men mit China zu rati­fi­zie­ren, solange Mit­glie­der des eige­nen Hau­ses unter Sank­tio­nen gestellt sind.

Noch deut­li­cher ist Euro­pas Reak­tion auf einen ande­ren Fall. So blo­ckierte Peking die Ein­fuhr von litaui­schen Gütern in die Volks­re­pu­blik, nach­dem Litauen die Eröff­nung eines Ver­bin­dungs­bü­ros unter dem Namen „Tai­wan“ und nicht wie sonst üblich „Tai­peh“, benannt nach der Haupt­stadt der Insel, zuließ. Über­dies drohte China inter­na­tio­na­len Fir­men, dar­un­ter dem deut­schen Unter­neh­men Con­ti­nen­tal, mit dem Ent­zug des Markt­zu­gangs in China, soll­ten sie wei­ter­hin Geschäfte mit Litauen machen.

Die Euro­päi­sche Union reichte vor dem Schieds­ge­richt der Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­tion Klage ein. Dar­über hin­aus arbei­tet die Union an einem Rechts­in­stru­ment, das es der Euro­päi­schen Kom­mis­sion in der Zukunft erlau­ben soll, auf Erpres­sungs­ver­su­che gegen ein­zelne Mit­glieds­staa­ten mit wirt­schaft­li­chen Kon­se­quen­zen des gesam­ten Bin­nen­mark­tes zu rea­gie­ren.

Gegen die Sank­tio­nen gegen Wissenschaftler*innen setz­ten einige Forscher*innen und For­schungs­in­sti­tute ein Zei­chen. Ein sehr gutes Bei­spiel ist das State­ment des ame­ri­ka­ni­schen Think Tanks CSIS. Zugleich fürch­ten aber nach wie vor viele For­schungs­ein­rich­tun­gen und –netz­werke Nach­teile, wenn sie sich klar gegen chi­ne­si­sche Ein­schüch­te­rungs– und Zen­sur­ver­su­che weh­ren. So ver­ständ­lich diese Angst auch sein mag, sie ist kein guter Rat­ge­ber, denn sie ermu­tigt China letzt­lich nur den aggres­si­ven Kurs wei­ter zu verfolgen.

Auch rea­giert Europa zuneh­mend auf Chi­nas Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gnen. Der Euro­päi­sche Aus­wär­tige Dienst hat eine Task Force ein­ge­rich­tet, der eine Über­sicht über Des­in­for­ma­tion und Ein­schüch­te­rungs­ver­su­che erstellt und über soziale Medien auf­klärt. In Mit­tel­ost­eu­ropa kar­tierte zunächst das For­schungs­pro­jekt „Chin­flu­ence“ die Ein­fluss­nahme Chi­nas auf die öffent­li­che Mei­nung. Neben dem Nach­fol­ge­pro­jekt „Mapin­flu­ence“ gibt es mitt­ler­weile auch „Choice“ mit Sitz in Prag. Das Pro­jekt, das von eini­gen Wissenschaftler*innen betrie­ben wird, die auch Chin­flu­ence und Mapin­flu­ence grün­de­ten, will einen Schritt wei­ter­ge­hen und neben Infor­ma­ti­ons­aus­tausch auch eine Platt­form für Dis­kus­sio­nen, „best prac­tices“ und Zusam­men­ar­beit zwi­schen Forscher*innen in der Regio­nal Mit­tel­ost­eu­ro­pas ermöglichen.

Über­dies geht Chi­nas Stra­te­gie in Europa nicht auf. Die öffent­li­che Wahr­neh­mung Chi­nas wird kon­ti­nu­ier­lich nega­ti­ver. Von 2016 bis 2021 stieg der Anteil jener, die eine nega­tive Mei­nung von China haben im Durch­schnitt in acht euro­päi­schen Staa­ten von 45,1% auf 63,9%. Auf­fäl­lig ist, dass die öffent­li­che Mei­nung über China beson­ders in den Län­dern lei­det, in denen „Wolfs­krie­ger“ aggres­siv gegen ihre Kritiker*innen vor­ge­hen – beson­ders in Schwe­den.

Auch in Ungarn, dem EU-Staat mit der China-freundlichsten Regie­rung, regt sich krea­ti­ver Wider­stand gegen chi­ne­si­sche Ein­fluss­nahme. Nach­dem die staat­li­che Fudan-Universität in Buda­pest einen Cam­pus bauen wollte, pro­tes­tierte nicht nur die Bevöl­ke­rung, son­dern die Stadt benannte die anlie­gen­den Stra­ßen kur­zer­hand Dalai-Lama-Straße, „Freies Hong­kong“ und „Straße der uigu­ri­schen Mär­ty­rer“ um. Mög­lich wurde dies, weil der Bür­ger­meis­ter von Buda­pest nicht der in Ungarn regie­ren­den Par­tei Fidesz von Pre­mier­mi­nis­ter Vik­tor Orban ange­hört. Statt­des­sen ist er Mit­glied der Par­tei „Dia­log für Ungarn“, die ein Äqui­va­lent zu den Grü­nen ist. Mitte 2021 machte die unga­ri­sche Regie­rung einen Rück­zie­her. Die Pläne einer staat­li­chen chi­ne­si­schen Uni­ver­si­tät in Buda­pest sind (vor­erst) vom Tisch.

Die Gefahr der Selbstzensur

Obwohl Chi­nas Stra­te­gie das eigene Image zu ver­bes­sern schei­tert, unter­höh­len die chi­ne­si­schen Akti­vi­tä­ten in Europa die Mei­nungs­frei­heit. Einige poten­zi­elle Kritiker*innen füh­len sich sicher­lich ein­ge­schüch­tert und über­le­gen inzwi­schen, ob und wie sie Kri­tik äußern. Selbst­zen­sur kann eine Folge sein.

Doch auch jene, die sich nicht den Mund ver­bie­ten las­sen, ste­hen vor einer Her­aus­for­de­rung. Aus eige­ner Erfah­rung kann ich sagen, dass Ein­schüch­te­rungs­ver­su­che Chi­nas zur Ver­här­tung der eige­nen Posi­tion gegen­über Peking bei­tra­gen. Ein nüch­ter­ner, wenn auch nicht wert­neu­tra­ler Beob­ach­ter zu blei­ben, ist unter Bedin­gun­gen chi­ne­si­scher Aggres­sion und Ein­schüch­te­rungs­ver­su­chen eine sich immer wie­der erneu­ernde Herausforderung.

Unab­ding­bar ist es, eine Öffent­lich­keit für Chi­nas Aggres­sion zu schaf­fen – nicht zuletzt, damit die Betrof­fe­nen spü­ren, dass sie nicht allein sind. Die Uni­ver­si­tät in Sankt Gal­len hat der Aus­höh­lung euro­päi­scher Mei­nungs­frei­heit Vor­schub geleis­tet. Bleibt zu hof­fen, dass das Ver­hal­ten der Uni­ver­si­tät in ganz Europa als Lehr­stück dafür dient, wie man es nicht machen sollte.

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Der chinesische Botschafter in Frankreich Lu Shaye
Der chi­ne­si­sche Bot­schaf­ter in Frank­reich Lu Shaye gilt als einer der „Wolfs­krie­ger“. Dabei han­delt er offen­bar mit Unter­stüt­zung Pekings: Bevor er in Frank­reich sta­tio­niert wurde, war Lu Bot­schaf­ter in Kanada. Dort fiel er mit einer ver­gleich­ba­ren Rhe­to­rik auf. Sei­ner Kar­riere hat es offen­bar nicht geschadet.

Peter Martins Buch „China’s Civilian Army“ von 2021 ist die umfassendste wissenschaftliche Untersuchung zu Chinas „Wolfskriegern“, die aktuell vorliegt.
Peter Mar­tins Buch „China’s Civi­lian Army“ von 2021 ist die umfas­sendste wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chung zu Chi­nas „Wolfs­krie­gern“, die aktu­ell vorliegt.

Stellungnahme des deutschen China Think Tanks Merics vom 22. März 2021, Screenshot von deren Homepage
Stel­lung­nahme des deut­schen China Think Tanks “Merics” vom 22. März 2021, Screen­shot von deren Home­page. 

In vielen Ländern Europas versucht China auch Einfluss auf Parlamentarier zu nehmen. Ein verbreitetes Mittel dafür ist die Gründung von „Freundschaftsgruppen“, die in Kooperation mit dem chinesischen Staat Reisen nach China organisieren. Die Studie von Toshi Yoshihara und Jack Bianchi, 2020 beim Cneter for Strategic and Budgetary Assessments veröffentlicht, untersucht dieses Phänomen. Das Europaparlament hat die Freundschaftsgruppe eingestellt, nicht aber der Bundestag.
In vie­len Län­dern Euro­pas ver­sucht China auch Ein­fluss auf Par­la­men­ta­rier zu neh­men. Ein ver­brei­te­tes Mit­tel dafür ist die Grün­dung von „Freund­schafts­grup­pen“, die in Koope­ra­tion mit dem chi­ne­si­schen Staat Rei­sen nach China orga­ni­sie­ren. Die Stu­die von Toshi Yoshihara und Jack Bian­chi, 2020 beim Cen­ter for Stra­te­gic and Bud­getary Assess­ments ver­öf­fent­licht, unter­sucht die­ses Phä­no­men. Das Euro­pa­par­la­ment hat die Freund­schafts­gruppe ein­ge­stellt, nicht aber der Bun­des­tag. Vor­sit­zen­der der Freund­schafts­gruppe im Bun­des­tag ist Hans-Peter Fried­rich, der auch Vor­sit­zen­der der China-freundlichen „China-Brücke“ ist. Damit steht Fried­rich in einer lan­gen Tra­di­tion der CSU: Trotz sei­nes pro­kla­mier­ten Anti­kom­mu­nis­mus war es aus­ge­rech­net Franz-Josef Strauß, der vor allen ande­ren Par­teien Bezie­hun­gen zur Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei Chi­nas unter Füh­rung von Mao Zedong aufnahm.

Die Firma Continental geriet letztes Jahr unter Druck von China, weil es Geschäfte mit Litauen machte. Litauen hatte es gestattet, dass ein Verbindungsbüro unter dem Titel „Taiwan“ und nicht „Taipeh“ eröffnet wurde. Handelsblatt vom 17.12.2012.
Die Firma Con­ti­nen­tal geriet letz­tes Jahr unter Druck von China, weil es Geschäfte mit Litauen machte. Litauen hatte es gestat­tet, dass ein Ver­bin­dungs­büro unter dem Titel „Tai­wan“ und nicht „Tai­peh“ eröff­net wurde. Han­dels­blatt vom 17.12.2012.

Nicht nur in Europa versucht China seinen Einfluss auszubauen. So investieren Staatsmedien wie „China Daily“ zunehmend auch in den Afrikanischen Markt. Bericht der Deutschen Welle vom 29. Januar 2021.
Nicht nur in Europa ver­sucht China sei­nen Ein­fluss aus­zu­bauen. So inves­tie­ren Staats­me­dien wie „China Daily“ zuneh­mend auch in den Afri­ka­ni­schen Markt. Bericht der Deut­schen Welle vom 29. Januar 2021.

Was bedeutet es von China sanktioniert zu sein? Das „Parliament Magazine“ hat drei der sanktionierten Mitglieder des Europaparlaments befragt. Alle drei verdeutlichen, dass sie große Solidarität erfahren haben.
Was bedeu­tet es von China sank­tio­niert zu sein? Das „Par­lia­ment Maga­zine“ hat drei der sank­tio­nier­ten Mit­glie­der des Euro­pa­par­la­ments befragt. Alle drei ver­deut­li­chen, dass sie große Soli­da­ri­tät erfah­ren haben.

Das Forschungsprojekt Chinfluence kartiert Einflussnahme Chinas in den Ländern Zentralosteuropas.
Das For­schungs­pro­jekt Chin­flu­ence kar­tiert Ein­fluss­nahme Chi­nas in den Län­dern Zentralosteuropas.

„Die lautlose Eroberung“, ein Buch, das sich mit chinesischer Einflussnahme beschäftigt, wurde nicht zufällig von einer Deutschen und einem Australier geschrieben: Mehr als Europa ist Australien im Zentrum chinesischer Einflussnahme.
„Die laut­lose Erobe­rung“, ein Buch, das sich mit chi­ne­si­scher Ein­fluss­nahme beschäf­tigt, wurde nicht zufäl­lig von einer Deut­schen und einem Aus­tra­lier geschrie­ben: Mehr als Europa ist Aus­tra­lien im Zen­trum chi­ne­si­scher Einflussnahme.

Immer mehr Journalist*innen berichten weltweit über Versuche chinesischer Einflussnahme. Davon zeugt auch der Bericht der International Federation of Journalists von 2020.
Immer mehr Journalist*innen berich­ten welt­weit über Ver­su­che chi­ne­si­scher Ein­fluss­nahme. Davon zeugt auch der Bericht der Inter­na­tio­nal Fede­ra­tion of Jour­na­lists von 2020.