Alex­an­der Koch schreibt in der “Frank­fur­ter Neuen Presse”:

Besuch in Gedenk­stät­te­Ta­rek Al-Wazir: “Wir dür­fen nicht aufgeben.”

FNP 13.07.2018

Minis­ter Tarek Al-Wazir doku­men­tierte mit sei­nem Besuch im Horváth-Zentrum seine poli­ti­sche Unter­stüt­zung für des­sen Arbeit.

 

Die viel­sei­tige Bil­dungs­ar­beit des Horváth-Zentrums in Wall­dorf fin­det auch bei der Lan­des­re­gie­rung in Wies­ba­den Aner­ken­nung. Das ver­deut­licht der Besuch im Zen­trum in die­ser Woche durch Tarek Al-Wazir (Grüne), hes­si­scher Staats­mi­nis­ter für Wirt­schaft, Ener­gie, Ver­kehr und Lan­des­ent­wick­lung. Zahl­rei­che Ehren­gäste sowie Mit­glie­der und För­de­rer der Margit-Horváth-Stiftung waren in die Bildungs-, Begeg­nungs– und Gedenk­stätte im Wall­dor­fer Wald gekommen.

Im Horváth-Zentrum sind Über­reste des ehe­ma­li­gen KZ-Außenlagers Wall­dorf von 1944 zu sehen, wo 1700 unga­ri­sche Jüdin­nen unter grau­sa­men Bedin­gun­gen ein­ge­sperrt und zur Zwangs­ar­beit für den Aus­bau des Frank­fur­ter Flug­ha­fens gezwun­gen wor­den waren. Das hes­si­sche Wirt­schafts­mi­nis­te­rium hatte den Bau des 2016 fer­tig­ge­stell­ten Horváth-Zentrums mit 8000 Euro unter­stützt. Zudem hatte Minis­ter Al-Wazir 2017 die Schirm­herr­schaft für den „Lauf für ein begrün­tes Dach“ – die Begrü­nung des Dachs wurde inzwi­schen erfolg­reich durch­ge­führt – über­nom­men. Am Mitt­woch­abend besuch­ter er die Bildungs-, Begeg­nungs– und Gedenk­stätte zum ers­ten Mal.

Große Ver­ant­wor­tung

In sei­nen ein­lei­ten­den Wor­ten sagte der Minis­ter: „Rein alters­be­dingt gibt es immer weni­ger Zeit­zeu­gen, die anschau­lich Geschichte ver­mit­teln kön­nen. Umso wich­ti­ger wer­den sol­che Erin­ne­rungs­orte wie hier in Wall­dorf.“ Al-Wazir betonte, wie wich­tig gerade die Bil­dungs­ar­beit sei, die sich im Beson­de­ren an die jün­ge­ren Gene­ra­tio­nen richte. Diese hät­ten keine Schuld für die grau­sa­men Ver­bre­chen in der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus, aber sie hät­ten eine große Ver­ant­wor­tung, dass sich so ein Unrecht nicht wiederhole.

Cor­ne­lia Rüh­lig, die Vor­sit­zende der Margit-Horváth-Stiftung, hatte für den Besuch des Minis­ters ein viel­sei­ti­ges Pro­gramm zusam­men­ge­stellt, mit wel­chem die Arbeit der Stif­tung, die das Horváth-Zentrum trägt, vor­ge­stellt wurde. Die Ent­schei­dung der Stif­tung, neben dem Geden­ken der Begeg­nung und der Bil­dungs­ar­beit hohe Prio­ri­tät ein­zu­räu­men, sei für Gegen­wart und Zukunft sehr wich­tig. Rüh­lig konnte nicht nur viele enga­gierte Mit­glie­der und För­de­rer der Stif­tung zur Ver­an­stal­tung begrü­ßen, son­dern auch Zeit­zeu­gen oder Ange­hö­rige von Opfern des Nationalsozialismus.

„Es zählt nur der Mensch“

So war bei­spiels­weise Katja Schü­ler gekom­men, deren Groß­mut­ter Lili Blau im KZ-Außenlager Wall­dorf 1944 inhaf­tiert wor­den war. „Die­ser Ort berührt mich. Meine Groß­mut­ter hat hier viel Schlim­mes erlebt.“ Ihre Groß­mut­ter über­lebte den Natio­nal­so­zia­lis­mus und ver­mit­telte ihrer Enke­lin: „Es zählt nur der Mensch.“ Beson­ders herz­lich begrüßte Rüh­lig die Zeit­zeu­gin Eva Sze­pesi, die als zwölf­jäh­ri­ges Mäd­chen 1945 in Ausch­witz befreit wor­den war. Sze­pesi erzählt ihre Erleb­nisse heute in vie­len Schu­len: „Ich emp­finde eine Pflicht gegen­über den vie­len Ermor­de­ten, über das Erlebte zu spre­chen. So viele Men­schen, auch aus mei­ner Fami­lie, wur­den ermor­det.“ Rüh­lig band auch Klara Strompf ein, die jüdisch-ungarische Wur­zeln hat und sich für den Bau des Horvath-Zentrums ein­ge­setzt hat: „Jedes Mal, wenn ich hier bin, dann habe ich das gute Gefühl: Wir haben eine wich­tige Begeg­nungs­stätte geschaffen.“

Zahl­rei­che Leh­rer und Schü­ler von Schu­len, die mit der Margit-Horváth-Stiftung koope­rie­ren, sowie wei­tere Part­ner der Stif­tung berich­te­ten von gemein­sa­men Pro­jek­ten. Marc Klüber erzählte von einem Gedenk­stein zu Ehren für sechs ermor­dete Opfer des KZ-Außenlagers, den er als Stein­metz ange­fer­tigt hat und der inzwi­schen auf dem Fried­hof in Offen­bach liegt. Al-Wazir, der selbst aus Offen­bach kommt, war hier­von und auch von den ande­ren Bei­trä­gen sicht­lich berührt. Trotz welt­wei­tem Rechts­po­pu­lis­mus, der den Minis­ter sehr besorgt, betonte Tarek Al-Wazir: „Ich bin ein grund­op­ti­mis­ti­scher Mensch, wir dür­fen nicht auf­ge­ben, denn man kann viel erreichen.“

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