“Mit dem Teufel im Bunde” Zauberglaube und Hexenprozesse

Unser Podi­ums­gast Peter Gbi­orczyk war nach dem Stu­dium der Ev. Theo­lo­gie Stadt­ju­gend­pfar­rer in Marburg/Lahn, Gemein­de­pfar­rer in Bue­nos Aires (Argen­ti­nien) und von 1989 bis zum Ein­tritt in den Ruhe­stand Dekan des Kir­chen­krei­ses Hanau-Land. Er hat eine umfas­sende Stu­die zur The­ma­tik des Podi­ums­ge­sprächs erarbeitet.

Seit Mitte des 15. Jahr­hun­derts sind in Europa min­des­tens 40.000 Men­schen, zu acht­zig Pro­zent Frauen, der ver­meint­li­chen Hexe­rei ver­däch­tigt, vor welt­li­chen Gerich­ten ange­klagt, durch Fol­ter zu Geständ­nis­sen gebracht und nach Todes­ur­tei­len ver­brannt, geköpft oder ertränkt wor­den. Es waren die Zei­ten der Pest, von Krie­gen oder auch des Kli­ma­wan­dels (kleine Eis­zeit). Die ver­reg­ne­ten Som­mer führ­ten zu Ern­te­aus­fall und so zu all­ge­mei­nem Elend.  Als Ursa­che ver­mu­tete man Zau­be­rei, durch die die Gesund­heit von Mensch und Tier geschä­digt und auch das Wet­ter beein­flusst wor­den sei. 

Ver­däch­tigt mit dem Teu­fel im Bunde zu ste­hen, wur­den Men­schen bei der Obrig­keit ange­zeigt — vor allem von Nach­barn, von der Fami­lie oder auch von der „gan­zen Gemeinde“. Kirch­li­che Gre­mien such­ten nach dem Vor­kom­men von Got­tes­läs­te­run­gen, fal­schen Segens­sprü­chen oder Glo­cken­ge­läut gegen Unwet­ter; das galt als Aberglaube.

Gbi­orczyk wird aus­führ­lich aus Ver­hör­pro­to­kol­len und Pro­zess­ak­ten der Gerichte zitie­ren. Er gibt dabei aber auch tie­fere Ein­bli­cke in ein­zelne Schick­sale. Er beschreibt die Pra­xis der welt­li­chen Obrig­keit und der Kir­che, die beide an Ver­füh­run­gen durch den Teu­fel und an die Not­wen­dig­keit der Todes­strafe für ver­meint­li­che Ver­ur­sa­cher des Unglücks glaubten.

Rezen­sion des Buches “Zau­ber­glaube und Hexen­pro­zesse in der Graf­schaft Hanau-Münzenberg im 16. und 17. Jahr­hun­dert” von Peter Gbi­orczyk in der FAZ vom 15. Novem­ber 2021