Erster Spatenstich für das neue Gebäude und 70 Jahre KZ-Außenstelle

Ein Netz mit vielen Rosen lag zunächst über der Ausgrabungsstelle des Kellers der ehemaligen Küchenbaracke. In diesen räumen waren viele der 1.700 jungen ungarischen Jüdinnen 1944 grauenvoll geprügelt worden. SchülerInnen und StudentInnen haben diesen Keller im Laufe der letzten zehn Jahre nach und nach freigelegt.
Ein Netz mit wun­der­schö­nen Rosen lag zunächst über der Aus­gra­bungs­stelle des Kel­lers der ehe­ma­li­gen Küchen­ba­ra­cke. In die­sen Räu­men waren viele der 1.700 jun­gen unga­ri­schen Jüdin­nen 1944 grau­en­voll geprü­gelt wor­den. Schü­le­rIn­nen und Stu­den­tIn­nen leg­ten die­sen Kel­ler in den letz­ten zehn Jah­ren im Rah­men grö­ße­rer Pro­jekte unse­rer Stif­tung nach und nach frei.

 

Ende Novem­ber 1944, vor genau 70 Jah­ren, wurde die KZ-Außenstelle Wall­dorf auf­ge­löst und die damals dort inhaf­tier­ten 1.700 ungarisch-jüdischen Mäd­chen und Frauen ins KZ Ravens­brück depor­tiert. Grau­en­vol­les hat­ten die jun­gen Frauen hier erfah­ren müs­sen; ca. 40–50 von ihnen über­leb­ten das Wall­dor­fer Lager nicht.

Aus die­sem Anlass führte die Margit-Horváth-Stiftung am 23. Novem­ber 2014 eine wür­dige Gedenk­ver­an­stal­tung durch. Gleich­zei­tig voll­zo­gen wir gemein­sam den ers­ten sym­bo­li­schen Spa­ten­stich für ein Gebäude, das nun im ehe­ma­li­gen Lager­ge­lände errich­tet wer­den soll. Geplant ist es als Schutz für die durch Schü­ler und Stu­den­ten frei­ge­leg­ten Kel­ler­räume, in denen die inhaf­tier­ten Frauen 1944 fürch­ter­lich geschla­gen wor­den waren; zum ande­ren soll dort ein neuer Stu­di­en­ort für junge Men­schen geschaf­fen wer­den, an dem, aus­ge­hend von der NS-Zeit auch wei­ter­ge­hende, his­to­ri­sche und aktu­elle Fra­gen der Ver­let­zung von Men­schen­rech­ten the­ma­ti­siert wer­den sollen.

Die Enke­lin einer ehe­ma­li­gen Inhaf­tier­ten des Wall­dor­fer Lagers sprach Worte der dank­ba­ren und lie­be­vol­len Erin­ne­rung an ihre Oma, die hier im Lager so Grau­en­vol­les hatte erle­ben müssen.
Die Enke­lin einer ehe­ma­li­gen Inhaf­tier­ten des Wall­dor­fer Lagers sprach Worte der dank­ba­ren und lie­be­vol­len Erin­ne­rung an ihre Oma, die hier im Lager so Grau­en­vol­les hatte erle­ben müssen.

 

Zahl­rei­che jün­gere und ältere Men­schen hat­ten für die­sen Tag eigene Texte vor­be­rei­tet. Ihr Thema war die Erin­ne­rung an das, was im Lager 1944 geschah, was unser Wis­sen um die Geschichte die­ses Lagers für uns heute bedeu­tet bis hin zu ver­schie­de­nen Aspek­ten der Dis­kri­mi­nie­rung von Min­der­hei­ten heute. Eine 17-jährige Schü­le­rin führte mit ihrer Kla­ri­nette durch die Veranstaltung.

 

Sieben junge Menschen, die alle in besonderer Weise mit der Geschichte der KZ Außenstelle verbunden sind, führten gemeinsam den ersten Spatenstich durch.
Sie­ben junge Men­schen, die alle in beson­de­rer Weise mit der Geschichte der KZ Außen­stelle ver­bun­den sind, führ­ten gemein­sam den ers­ten Spa­ten­stich durch.

 

Vor zehn Jah­ren, im Juli 2004, wurde die Margit-Horváth-Stiftung gegrün­det. Viele Lesun­gen, Semi­nare und zahl­rei­che Aus­gra­bungs­pro­jekte wur­den seit­her mit jun­gen Men­schen durch­ge­führt — z.T. am Sitz der Stif­tung in Mörfelden-Walldorf, z.T. im Aus­land (Paris, New York, Buda­pest, Krakau/Auschwitz). Mit den jun­gen enga­gier­ten Men­schen zusam­men­zu­ar­bei­ten war und ist uns stets eine Freude. Nach zehn Jah­ren Stif­tungs­tä­tig­keit nun bereits den ers­ten Spa­ten­stich für ein eige­nes Gebäude durch­zu­füh­ren, emp­fin­den wir als etwas ganz Besonderes.

Wir dan­ken allen unse­ren För­de­rern — sei es, dass sie uns per­so­nell oder finan­zi­ell unter­stütz­ten. Ganz herz­li­chen Dank!

Dass so viele Men­schen an die­sem Tage — wir schät­zen ca. 400 — zu unse­rer gemein­sa­men Ver­an­stal­tung kamen, war uns eine große Freude und zugleich ein Zei­chen der posi­ti­ven Bestä­ti­gung unse­rer Arbeit.

Diese außer­ge­wöhn­li­che Ver­an­stal­tung wird im Fol­gen­den dokumentiert.

(wei­ter­le­sen…)

Die Einhausung des KZ Küchenkeller Walldorf Das schräg ansteigende Dach soll wieder wie ein Waldboden angelegt werden. Die gläsernen Außenwände lassen weiterhin den Blick frei auf das originale Mauerwerk. Dies wird durch die Einhausung vor weiterer Verwitterung geschützt.
Die Ein­hau­sung des KZ Küchen­kel­lers Wall­dorf
Das schräg anstei­gende Dach soll wie­der wie ein Wald­bo­den ange­legt wer­den. Die glä­ser­nen Außen­wände las­sen wei­ter­hin den Blick frei auf das ori­gi­nale Mau­er­werk. Dies wird durch die Ein­hau­sung vor wei­te­rer Ver­wit­te­rung geschützt.

Die archi­tek­to­ni­sche Grund­idee für die­ses Gebäude ist der wie­der geöff­nete Wald­bo­den. Das schräg anstei­gende Dach sym­bo­li­siert den Wald­bo­den, der einst die Geschichte, die dort geschah, ver­de­cken sollte und nun von jun­gen Men­schen aus vie­len ver­schi­ede­nen Natio­nen wie­der geho­ben wurde. An den glä­ser­nen Außen­flä­chen wer­den Fotos und Zitate ehe­ma­li­ger inhaf­tier­ter Häft­linge gezeigt und ebenso von jun­gen Men­schen, die sich in den letz­ten Jah­ren hier engagierten.