Im Novem­ber 2006 wurde uns die Ehre einer Ein­la­dung ins “Museum of Jewish Heri­tage” New York City zur Prä­sen­ta­tion mit anschlie­ßen­der Dis­kus­sion des Fil­mes “Die Roll­bahn” über die Geschichte und die Auf­ar­bei­tung der KZ-Außenstelle Wall­dorf zuteil. Dazu reis­ten die Jugend­li­chen, die bereits am Pro­jekt in Ungarn teil­ge­nom­men hat­ten, sowie die Vor­stands­mit­glie­der Bir­git Schül­ler und Cor­ne­lia Rüh­lig, die es gelei­tet hat­ten, nach New York. 

Kurze Rei­se­be­schrei­bung:
Im Zen­trum der Reise stand die Prä­sen­ta­tion des Fil­mes “Die Roll­bahn” über die Geschichte der KZ-Außenstelle Wall­dorf und die Auf­ar­bei­tung. Die­sen Anlass nutzte die Margit-Horváth-Stiftung mit den Jugend­li­chen sich mit jüdi­schem Leben in New York zu beschäf­ti­gen, aber auch mit aktu­el­ler Politik.

Vom 17. bis 23. Novem­ber 2006 reiste die Gruppe nach New York und wurde von Bill Lowy, einem Sohn einer Über­le­ben­den der KZ-Außenstelle Wall­dorf, beher­bergt. Bill Lowy war viel mit der Gruppe zusam­men. Die Jugend­li­chen kamen so mit einem ganz “nor­ma­len” jüdi­schen All­tags­le­ben in Kontakt.

Der 18-jährige Janni schreibt:
“Als wir ange­kom­men waren, emp­fing uns Bill und seine Fami­lie mit über­schwäng­li­cher Herz­lich­keit. Wir ver­stau­ten unsere Sachen und fuh­ren zu einer kon­ser­va­ti­ven Syn­agoge. Bill führte uns umher und zeigte uns alle Beson­der­hei­ten. Danach aßen wir ein tra­di­tio­nel­les jüdi­sches Shab­bat Mahl. Ich war tief beein­druckt von Bills Offen­heit und Gast­freund­lich­keit, die er wie selbst­ver­ständ­lich einer Gruppe aus Deutsch­land dar­brachte. Ich wusste natür­lich, dass er Sohn einer KZ-Überlebenden war…”

Gruppenfoto mit Sylvia Lowy zu Hause bei ihrem Sohn Bill.
Grup­pen­foto mit Syl­via Lowy zu Hause bei ihrem Sohn Bill.

 

Die Gruppe traf auch Bills Mut­ter, die heute eben­falls in New York lebt. Sie nahm auch — wie zwei wei­tere Über­le­bende der KZ-Außenstelle Wall­dorf — an der Film­vor­füh­rung teil.

Der 18-jährige Sebas­tian erin­nert sich:
“Der inter­es­san­teste und teil­weise auch am meis­ten berüh­rende Teil des Besu­ches in New York war aber natür­lich das Tref­fen mit den Über­le­ben­den und das Vor­füh­ren des Fil­mes mit anschlie­ßen­der Dis­kus­sion im “Museum of Jewish Heri­tage”. Zum einen ist es natür­lich eine Ehre und Chance das Pro­jekt der Auf­ar­bei­tung der Geschichte des Lagers in so einem Rah­men vor­zu­stel­len, obwohl man selbst nur ein Teil der seit bald 20 Jah­ren fort­lau­fen­den Kette von Enga­gier­ten in die­sem The­men­kom­plex ist und nicht von Anfang an dabei war. Zum ande­ren war die Offen­heit und das Inter­esse der hun­dert oder mehr Erschie­nen über­ra­schend und dadurch auch überwältigend.”

Die Dis­kus­sion nach der Film­vor­füh­rung mit den Über­le­ben­den, mit Cor­ne­lia Rüh­lig, aber auch mit den Jugend­li­chen war von gro­ßer Intensität.

Im Gespräch mit Sylvia, Betty und Mary
Im Gespräch mit Syl­via, Betty und Mary

Die 14-jährige Leo­nie schreibt dazu:
“Nach dem gezeig­ten Film “Die Roll­bahn”, wurde an uns Jugend­li­che die Frage gestellt, ob wir, als Deut­sche eine Schuld füh­len. Bei mir per­sön­lich kommt auf jeden Fall ein Gefühl der Schuld auf, wenn man hört, was deine Vor­vä­ter bzw. die Deut­schen ver­bro­chen haben. Obwohl man natür­lich nicht so kon­kret sagen kann, dass wir per­sön­lich Schuld daran haben, was damals pas­siert ist. Aber wir, d.h. unsere Gene­ra­tion sind auf jeden Fall dafür ver­ant­wort­lich, was heute pas­siert und wir haben die Pflicht dafür zu sor­gen, dass Ähn­li­ches nie wie­der vor­kom­men wird und dass der Anti­se­mi­tis­mus und diese Art des Den­kens weit­ge­hend gestoppt wird. Mei­ner Ansicht nach sollte jeder Deut­sche sich ein­ge­hend damit befas­sen, was die Deut­schen damals getan haben, damit leben und es nicht abstrei­ten oder her­un­ter­spie­len, denn es war schlim­mer als man es sich vor­stel­len kann und ist durch nichts zu entschuldigen.”

 

 

An einem wei­te­ren Nach­mit­tag besuchte die Gruppe die jüdi­sche Pri­vat­schule “Heschel School” an der Upper Westside.

Amerikanische und deutsche Jugendliche in der Heschel School
Ame­ri­ka­ni­sche und deut­sche Jugend­li­che in der Heschel School

Die 17-jährige Jana erin­nert sich:

“Ein gewis­ses High­light war für mich die Gesprächs­runde in der jüdi­schen Pri­vat­schule Heschel School. Die Jugend­li­chen dort waren sehr inter­es­siert und in gewis­ser Hin­sicht sehr begeis­tert mit uns reden zu kön­nen. Für mich war es eine neue Erfah­rung, da ich zum ers­ten Mal über den Holo­caust mit Juden mei­ner Gene­ra­tion sprach und diese sehr inter­es­siert an unse­rer Sicht waren. Ein beson­de­rer Moment war hier­bei, als es zur Frage der Schuld kam. Tim meinte, dass man als Deut­scher mit einer gewis­sen Schuld gebo­ren wird, die zwar keine per­sön­li­che ist, aber einem als Deut­schen doch eine bestimmte Ver­ant­wor­tung gibt (Ich teile diese Mei­nung). Die jüdi­schen Jugend­li­chen waren dar­über in mei­nen Augen wohl etwas ver­wun­dert. Nach einer Füh­rung durch die Schule trenn­ten sich die Wege mit dem Ver­spre­chen in Kon­takt zu blei­ben, was mich sehr freute…”

 

 

ny04Doch wollte die Margit-Horváth-Stiftung den Jugend­li­chen auch einen Ein­blick in aktu­elle Ent­wick­lun­gen und Pro­bleme in New York eröff­nen. So besuchte die Gruppe die Schule von Bills Toch­ter in White Plains, die Zen­trale der Ver­ein­ten Natio­nen (UNO), eine Sozi­al­sta­tion in den Bronx und eine Jazz– und Soul­bar in Har­lem.
Bereits am ers­ten Tag beschäf­tigte sich die Gruppe mit der “Ein­wan­de­rungs­ge­schichte” der USA, besuchte das Museum of Immi­gra­tion” auf Ellis Island, besich­tigte die “Frei­heits­sta­tue” und ging anschlie­ßend zu Fuß durch Man­hat­tan zu “Ground zero”.

 

Museum of Immigration
Museum of Immigration

Erleb­nis­be­richte eini­ger Teil­neh­mer der deut­schen Gruppe fin­den Sie rechts in der Marginalspalte

 

Aus: Freitags-Anzeiger vom 1.März 2007
Aus: Freitags-Anzeiger vom 1.März 2007
Im Centralpark
Im Cen­tral­park
Aus Frankfurter Rundschau vom 24. Februar 2007
Aus: Frank­fur­ter Rund­schau vom 24. Februar 2007
Melanie mit Adina Lowy  in einem vegetarisch koscheren Restaurant
Mela­nie mit Adina Lowy in einem vege­ta­risch kosche­ren Restaurant
Christine, 19 Jahre alt schreibt: " Eine solche Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, wie sie bei unserer "Gastfamilie" der Fall war, habe ich selten gesehen. Vor Allem die Gespräche mit Sylvia waren Erfahrungen, die nicht nur für unser Projekt sondern auch für mich selbst sehr wichtig waren..."
Chris­tine, 19 Jahre alt schreibt:
” Eine sol­che Offen­heit, Freund­lich­keit und Hilfs­be­reit­schaft, wie sie bei unse­rer “Gast­fa­mi­lie” der Fall war, habe ich sel­ten gese­hen. Vor Allem die Gesprä­che mit Syl­via waren Erfah­run­gen, die nicht nur für unser Pro­jekt son­dern auch für mich selbst sehr wich­tig waren…