Zum Beispiel: die Hinrichtung von Gaddafi…
Gaddafi war ein Diktator, aber ich meine, man hätte ihm dennoch den Prozess machen müssen. Das, was wir alle damals im Fernsehen gesehen haben, war einfach scheußlich. Gaddafi wurde gelyncht.
Ein weiteres Beispiel ist der Klu Klux Klan und amerikanische Bürgerrechtler…
In den 1960er Jahren wurden in den USA auch Aktivisten des Civil Rights Movement von Mitgliedern des Klu Klux Klan gelyncht.
D.h. meine Antwort auf Ihre Frage ist:
Ich hätte mir auch in der französischen Revolution rechtsstaatliche Prozesse anstelle von Hinrichtungen gewünscht.
Doch das war damals im Frankreich des ausgehenden 18. Jh. weit, weit weg von jeglicher Realität. Das muss einem bewusst sein, wenn man eine solche Position vertritt wie ich es gerade tue.
Doch nun noch ein paar Worte speziell zum Selbstverständnis der Französischen Revolution und der Rolle von Robespierre.
Es ist in der Geschichte kein Einzelfall, dass eine Bewegung, die für die Befreiung der Menschen aus der Unterdrückung antritt, die für Gleichheit und Menschenrechte kämpft, in einer späteren Phase, wenn sie dann versucht ein Land voran zu bringen, ihre eigenen hohen Ideale verlässt und schließlich sogar zu einer Form des Terrorismus degeneriert.
Ein weiteres Beispiel hierfür ist auch der Stalinismus oder — noch schlimmer — das Pol Pot Regime in Kambodscha.
Eine ganze Reihe von Repräsentanten von Befreiungsbewegungen wurden in späteren Phasen der Entwicklung zu Massenmördern – auch bei der Französischen Revolution.
Menschenrechtsaktivisten müssen deshalb immer auch staatskritisch sein und den Staat immer wieder in Frage stellen. Damit laufen sie dann allerdings auch immer wieder Gefahr als Staatsfeinde behandelt zu werden.
Ich mache das nochmals an einem ganz aktuellen Beispiel deutlich: Ed Snowdon.
Natürlich würde Snowdon in jedem Staat der Welt verurteilt – und zwar heftig. Spione werden überall verurteilt. Wer Staatsgeheimnisse verrät – und das hat er ja getan – wird erbarmungslos verfolgt.
Doch auch bei diesem Beispiel gilt: ein Menschenrechtsaktivist sollte aus meiner Sicht immer auf der Seite der Opfer stehen. Der Kampf für die Menschenrechte ist nie gewonnen; dies muss immer ein aktiver Prozess sein. Menschenrechte müssen immer wieder neu erkämpft werden.
Und da sind die Whistleblower (Informanten), die Staatskritiker und die Zivilgesellschaft zweifellos genauso wichtig wie die Abgeordneten und die Berufspolitiker.