Mon­tag.
Heute ist der erste rich­tige Tag für uns. Alle Teil­neh­mer aus aller Her­ren Län­der sind ein­ge­tru­delt und die Namen haben wir auch schon fast alle drauf, egal wie exo­tisch sie sind. Cor­ne­lia Rüh­lig hat heute mit uns eine Ein­füh­rung gemacht. Jeder Teil­neh­mer sollte seine Ein­stel­lung zum Holo­caust dar­le­gen und warum man gerade an die­sem work­camp teil­nimmt, das eine sol­che Auf­ge­schlos­sen­heit und Aus­ein­an­der­set­zung mit der The­ma­tik vor­aus­setzt. Für mich als Deut­sche, die mit einer sol­chen Ver­gan­gen­heit leben muss, war es sehr inter­es­sant zu erfah­ren, wie junge Men­schen aus den ver­schie­dens­ten Län­dern (USA, Israel, Spa­nien, Russ­land, Ukraine, Polen, Lett­land, Frank­reich und Deutsch­land) dar­über den­ken, zumal auch einige Enkel von Über­le­ben­den des Arbeits­la­gers Wall­dorf an die­sem Pro­jekt teil­neh­men. Es war eine sehr ehr­li­che und sehr offene Aus­spra­che und es sind keine feind­li­chen, abwei­sen­den oder unver­ständ­li­chen Worte gegen­über uns Deut­schen gefal­len. Es ist voll­kom­men klar, dass unsere Gene­ra­tion keine Ver­ant­wor­tung dafür über­neh­men kann, was im Zwei­ten Welt­krieg pas­siert ist. Wir kön­nen nur die Ver­ant­wor­tung dafür über­neh­men, dass das Gesche­hene nicht in Ver­ges­sen­heit gerät – egal wel­cher Natio­na­li­tät wir ange­hö­ren. Mei­ner Mei­nung nach das Schlimmste, was pas­sie­ren konnte. Die Ver­ant­wor­tung liegt in unse­ren Hän­den, dass so etwas wie der Holo­caust nicht noch ein­mal pas­siert. Nach dem Mit­tags­es­sen — natür­lich gekocht mit der Hilfe von allen – sind wir zum Arbeits­la­ger gefah­ren, um uns zum einen unse­ren Arbeits­platz anzu­schauen und uns zum ande­ren mit dem geschicht­li­chen Hin­ter­grund aus­ein­an­der zu set­zen, der unsere Arbeit in den nächs­ten drei Wochen prä­gen wird. Es war sehr bewe­gend. Und obwohl viele von uns schon Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger besucht haben und auch die Schule uns viel über den Zwei­ten Welt­krieg bei­brachte, hat man die Geschichte noch nie so nah erlebt. Man hatte den Ein­druck, dass man die Emo­tio­nen und Gefühle gera­dezu grei­fen konnte. Diese Erfah­rung haben bis­her nur die wenigs­ten gemacht! Und ich glaube, ich spre­che für alle, wenn ich sage, dass wir uns alle rie­sig auf diese drei Wochen freuen!

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