Gao Zhis­heng (geb. 1964) ist Men­schen­rechts­an­walt. Zur­zeit ist er „ver­misst“. Er unter­stützte und beriet häu­fi­ger Ange­hö­rige 9religiöser Min­der­hei­ten wie Falung Gong oder Mit­glie­der christ­li­cher Haus­kir­chen. Gao ist selbst Christ. 2005 ent­zog ihm die Jus­tiz­be­hörde seine Zulas­sung als Anwalt. „Ver­misst“ (d.h. in inof­fi­zi­el­ler Haft) war er bereits von 2009–2011, anschlie­ßend ein paar Jahre in Haft. In der jet­zi­gen Situa­tion ruft amnesty dazu auf, Briefe an den Minis­ter für öffent­li­che Sicher­heit zu schreiben.

 

Gao Zhis­hengs 2006 ver­fasste Auto­bio­gra­phie erschien 2008 auch auf Deutsch: „Chi­nas Hoff­nung. Mein Leben und Kampf als Anwalt im größ­ten kom­mu­nis­ti­schen Staat“ .

 

Ilham Tohti (geb. 1969), Pro­fes­sor für Wirt­schafts­wis­sen­schaft; er kri­ti­sierte den Umgang der chi­ne­si­schen Regie­rung mit der uigu­ri­schen Min­der­heit, der er selbst ange­hört.
„Ich weiß nicht mal, ob mein Vater noch lebt,” sagt seine Toch­ter 2019, als sie für ihn in Brüs­sel den Men­schen­rechts­preis des EU-Parlamentes ent­ge­gen­nimmt. („Sacharow-Preis“). „Das letzte Mal spre­chen konnte ich ihn 2014. 2017 habe ich das letzte Mal von ihm gehört.“
Ilham wurde 2014 „wegen Sepa­ra­tis­mus“ zu lebens­lan­ger Haft ver­ur­teilt. Er hatte 2006 das 
Inter­net­por­tal Uyghu­rOn­line gegrün­det. Ver­bo­ten wurde es mit dem Vor­wurf, dass es Unru­hen unter den Uigu­ren beför­dere. Ilham ver­trat die Inter­es­sen der Uigu­ren und war zugleich stets um eine Ver­stän­di­gung mit den Han-Chinesen bemüht.

 

Liao Yiwu (geb. 1958), der in den 1980 Jah­ren zunähst in China gefei­erte Schrift­stel­ler wurde nach 1989 immer wie­der poli­tisch ver­folgt. Damals schrieb er sein berühm­tes Gedicht „Mas­sa­ker“ ange­sichts der Ereig­nisse auf dem „Platz des himm­li­schen Frie­dens“. 1990 wurde er zu vier Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt und in der Haft schwer miss­han­delt. Nach sei­ner Ent­las­sung war er wei­te­ren Ver­fol­gun­gen, Dis­kri­mi­nie­run­gen aus­ge­setzt und mit Publi­ka­ti­ons­ver­bot belegt.
Im Som­mer 2011 gelang Liao Yiwu die Flucht über Viet­nam nach Deutsch­land. Er lebt seit­dem im Exil in Berlin.

 

Vor allem die­ses 2012 erschie­nene Buch macht ihn in Deutsch­land berühmt. Es beschreibt Begeg­nun­gen mit Ver­sto­ße­nen und Ver­ges­se­nen der chi­ne­si­schen Gesell­schaft — z.B. einer Pro­sti­tu­ier­ten, einem bud­dhis­ti­schen Abt, dem Mana­ger einer öffent­li­chen Bedürf­nis­an­stalt oder auch einem Anhän­ger der Falun-Gong-Bewegung.
2012 erhielt Liao Yiwu den Frie­dens­preis des Deut­schen Buchhandels.

 

Liu Xiaobo (1955 — 2017), Liu Xiaobo, Schrift­stel­ler, Lite­ra­tur­kri­ti­ker, Men­schen­rechts­ak­ti­vist, Nobel­preis­trä­ger, Dozent an der Päd­ago­gi­schen Uni­ver­si­tät in Peking und seit 2003 Prä­si­dent des Pen-Clubs China. 2008 unter­stützte er mit 302 ande­ren Intel­lek­tu­el­len das im Inter­net ver­öf­fent­lichte Bür­ger­rechts­ma­ni­fest Charta 08, wurde dar­auf­hin wegen „Unter­gra­bung der Staats­ge­walt“ fest­ge­nom­men und 2009 zu elf Jah­ren Haft ver­ur­teilt. 2017 ver­starb er an einer Krebs­er­kran­kung in Haft.

 

Ren Zhi­qiang (geb. 1951), Unter­neh­mer, Immo­bi­li­en­ma­na­ger, Blog­ger und schar­fer Kri­ti­ker von Xi Jin­ping. Er bezeich­net z.B. die chi­ne­si­sche Corona-Politik als ver­ant­wor­tungs­los und nennt den Prä­si­den­ten im Inter­net anonym als “Clown. der keine Klei­der anhat und trotz­dem fest ent­schlos­sen ist, den Kai­ser zu spie­len.” Dar­auf­hin wird er sehr schnell ver­haf­tet und noch 2020 zu 18 Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Ange­klagt wird er — wie dies oft bei Regime­kri­ti­kern geschieht — nicht wegen sei­ner Kri­tik, son­dern wegen Kor­rup­tion, Ver­un­treu­ung öffent­li­cher Gel­der und Macht­miss­brauch. Ren soll sei­nen kri­ti­schen Essay ursprüng­lich nur im Freun­des­kreis geteilt haben. Ein Ande­rer soll ihn öffent­lich gemacht haben. Ren ist seit lan­gem als schar­fer Kri­ti­ker bekannt; 37 Mio Fol­lo­wer hatte er bei Weibo zu  Anfang der 2000er Jahre; vor eini­gen Jah­ren wurde dann sein Konto in sozia­len Netz­wer­ken ganz gesperrt.

 

Wang Dan (geb. 1969), Stu­den­ten­füh­rer zur Zeit des Mas­sa­kers auf dem Platz des Himm­li­schen Frie­dens) 1989. Er stu­dierte Geschichte an der Pekin­ger Uni­ver­si­tät und gehörte wäh­rend der Mas­sen­pro­teste von April bis Juni 1989 zu den bedeu­tends­ten Füh­rern der Stu­den­ten­be­we­gung auf. Nach dem Tiananmen-Massaker stand Wang zuoberst auf der Liste der 21 meist­ge­such­ten Per­so­nen der Pro­test­be­we­gun­gen. Er konnte sich zunächst in ver­schie­de­nen Städ­ten in China ver­ste­cken, kehrte dann aber frei­wil­lig nach Peking zurück und wurde dort am 2. Juli ver­haf­tet. Nach zwei­ma­li­gen Haft­zei­ten hatte er die Mög­lich­keit China zu ver­las­sen und setzte seine Stu­dien an der Har­vard Uni­ver­si­tät fort. 2010 –2015 lehrte er an der Uni­ver­si­tät in Tai­wan die Geschichte der Volks­re­pu­blik China.

 

Wei Jings­heng (geb. 1950) zählt zu den bedeu­tends­ten poli­ti­schen Dis­si­den­ten der Volks­re­pu­blik China. Er betei­ligte sich aktiv an der Demo­kra­tie­be­we­gung, die nach dem Tod Maos (1976) ent­stand, schrieb ein­fluss­rei­che Texte für die Wand­zei­tun­gen im sog. „Pekin­ger Früh­ling“ (1978); 1979 wurde er fest­ge­nom­men und wegen „Geheim­nis­ver­rat“ zu 15 Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Nach sei­ner Ent­las­sung enga­giert er sich erneut für die Demo­kra­ti­sie­rung Chi­nas, wird wie­der ver­haf­tet und nun (1995) wegen des „Ver­suchs die Regie­rung zu stür­zen“ ange­klagt. 1996 wird ihm der Sacharow-Menschenrechtspreis des Euro­päi­schen Par­la­men­tes ver­lie­hen. Durch inter­na­tio­na­len Druck wird er 1997 vor­zei­tig frei­ge­las­sen und sofort in die USA abge­scho­ben. Auch von dort aus enga­giert er sich wei­ter für die Demo­kra­ti­sie­rung Chi­nas und grün­det die Over­seas Chi­nese Demo­racy Coalition.

 

Xu Zhiyong (geb. 1973) Ist ein Rechts­an­walt und seit 20 Jah­ren eine wich­tige Per­sön­lich­keit der Demo­kra­tie– und Bür­ger­rechts­be­we­gung. Im Februar 2020 wurde er ver­haf­tet, nach­dem er in offe­nen Brie­fen und online-Posts die Regie­rung kri­ti­siert hatte. Die Anklage zielt auf „Unter­gra­bung der Staats­ge­walt“, wor­auf bis zu 15 Jah­ren Haft steht.