Podiumsdiskussion zum Thema Rechtsextremismus
Der Rechtsradikalismus in Deutschland wird zu einem immer drängenderen Problem: 2006 verzeichneten die Behörden einen Anstieg rechtsextremistischer Gewalttaten um 14 % gegenüber dem Vorjahr auf über 18 000 Delikte. Auch die Wahlerfolge von NDP und DVU sind alarmierende Zeichen für ein Erstarken der rechten Szene.
Um wirksam etwas gegen die rechte Szene tun zu können, muss man stets auch die Frage stellen„ wie Menschen in diese Kreise kommen und heute wieder solch menschenverachtendes Gedankengut vertreten können. Auch ist es wichtig zu erfahren, wie die rechtsradikale Szene intern agiert.
Für diese Fragen sind ehemalige Mitglieder rechter Gruppierungen wichtige Informanten. Wir sollten die Chance nutzen, um mit ihnen zu sprechen. Das geschieht leider sehr selten.
Am 4. Mai wird im Museum Mörfelden ein Aussteiger aus der rechtsradikalen Szene Rede und Antwort stehen. Der aus Südhessen stammende Matthias Adrian kennt die regionale rechte Szene gut. Vor einigen Jahren stieg er aus. Heute engagiert sich Adrian bei der Organisation „Exit”, die den Ausstieg von Neonazis fördert und aktiv begleitet. Wie schaffen Ausstiegswillige den Sprung zurück in die Gesellschaft? Matthias Adrian kann aus seiner eigenen Biographie erzählen, aber auch über seine Erfahrungen bei „Exit”.
Von Außenstehenden wird viel über die Szene geschrieben. Kaum jemand kennt sie so gut wie Michael Weiss. Er arbeitet beim “Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum” in Berlin und ist ein ausgewiesener Kenner der rechtsextremen Szene vor allem der Bundeshauptstadt, aber auch bundesweit. Kaum jemand hat sich mit der Anziehungskraft rechter Kreise mehr beschäftigt und den Wandel im Auftreten der letzten Jahre intensiver mitverfolgt als er.
Speziell mit Judenfeidlichkeit und Antisemitismus unter Jugendlichen beschäftigt sich Barbara Schäuble, die Mitherausgeberin des jüngst veröffentlichten Jahrbuches des “Fritz-Bauer-Institut” in Frankfurt am Main, das sich der gleichen Thematik widmet. Was nährt anti-jüdische Ressentiments? Wie verhalten sich junge Menschen? Wie reagieren Schulen auf diese modernen Formen des Antisemitismus? Was können wir dagegen tun?
Damit beschäftigt sich professionell auch Sabine Diederich. Sie ist Mitarbeiterin der “Jugendbegegnungsstätte Anne Frank” in Frankfurt am Main. Dort arbeitet sie mit Jugendlichen am Thema Rechtsextremismus und Antisemitismus.
Moderiert wird die Podiumsdiskussion von der ehemaligen Journalistin des Hessischen Rundfunks, Ulrike Holler. Seit Jahrzehnten beschäftigt sie sich journalistisch mit dieser Thematik.