Am zwei­ten Tag des inter­na­tio­na­len Jugend­work­shops besich­ti­gen wir die Gedenk­stätte Majdanek 

Die KZ-Gedenkstätte Majdanek mit Blick auf die Kuppel des Mausoleums
Die KZ-Gedenkstätte Majda­nek mit Blick auf die Kup­pel des Mausoleums

Majda­nek war nach dem Krieg die erste Holocaust-Gedenkstätte. Bereits im August 1944, einen Monat nach der Auf­lö­sung des KZ, ent­stand die Idee und bereits im Novem­ber 1944 wurde ein staat­li­ches Museum eröffnet.

Die Gedenk­stätte befin­det sich heute auf einem Teil des ehe­ma­li­gen Lager­ge­län­des. Auf dem Lager­ge­lände wur­den Wacht­türme und Bara­cken rekon­stru­iert bzw. instand­ge­setzt. Die erhal­ten geblie­be­nen Anla­gen wie Duschen, Des­in­fi­zie­rungs­bad, Gas­kam­mer, der Sezier­tisch für die ermor­de­ten Häft­linge und die Öfen des Kre­ma­to­ri­ums sind öffent­lich zugänglich.

Ein rund 20 Meter Durch­mes­ser gro­ßes Mau­so­leum beinhal­tet die Asche und sterb­li­chen Über­reste ermor­de­ter Men­schen aus dem Kre­ma­to­rium und den Erschießungsgräben.

Zur Geschichte des KZ

Wenige Wochen nach dem deut­schen Über­fall auf die Sowjet­union 1941 begann auf Befehl des Reichs­füh­rers der SS, Hein­rich Himm­ler, der Bau eines sog. “Kriegs­ge­fan­ge­nen­la­gers der Waffen-SS” in dem Lub­li­ner Vor­ort Majdan Tatar­ski. Dort sollte die zen­trale Mili­tär­ver­pfle­gungs­ba­sis für die im Osten geplan­ten SS-Dienststellen und –Wirt­schafts­un­ter­neh­men entstehen.

Das Ghetto Lublin wurde im März 1941 eingerichtet, seit November 1939 mussten Juden und Jüdinnen bereits den Judenstern am Arm tragen. Deutsche Soldaten im Ghetto, Mai 1941.
Das Ghetto Lub­lin wurde im März 1941 ein­ge­rich­tet, seit Novem­ber 1939 muss­ten Juden und Jüdin­nen bereits den Juden­stern am Arm tra­gen. Deut­sche Sol­da­ten im Ghetto, Mai 1941.

Himm­ler ernannte Bri­ga­de­füh­rer Odilo Glo­boc­nik, den SS– und Poli­zei­füh­rer Lub­lins, zu sei­nem Beauf­trag­ten für die Errich­tung der SS– und Polizei-Stützpunkte im neuen Ost­raum. Geplant war ein aus­ge­dehn­tes Netz von mili­tä­risch befes­tig­ten SS– und Poli­zei­stand­or­ten, das auch Wohn­be­zirke für deren Fami­lien ein­schlie­ßen sollte. Als Zen­trum der SS– und Poli­zei­ka­ser­nen­vier­tel wurde Lub­lin aus­ge­wählt, das nun mit Reichs­deut­schen besie­delt wer­den sollte.

Gerade Lub­lin war bis zum Beginn des Zwei­ten Welt­krie­ges für Juden ein beson­de­rer Ort. In der 120.000 Ein­woh­ner zäh­len­den Stadt gab es damals 12 Syn­ago­gen, zudem etwa hun­dert pri­vate Gebets­räume, ein jüdi­sches Kran­ken­haus, Alters­heim, Wai­sen­haus, zwei jüdi­sche Zei­tun­gen, die auf Jid­disch publizierten.1930 befand sich in Lub­lin die größte Tal­mud­schule der Welt, die Chach­mei Lub­lin Jeschiwa. Das Grab des wei­sen Rab­bi­ners Jaa­kow Jiz­chak Horo­witz (1745 – 1815) auf dem jüdi­schen Fried­hof der Stadt war zu einem bedeu­ten­den Wall­fahrts­ort gewor­den. Ein Drit­tel der Stadt­be­völ­ke­rung waren Juden.

Auch das Ghetto Lublin wurde 1942 liquidiert.
Auch das Ghetto Lub­lin wurde 1942 liquidiert.

Nach einem Befehl Himm­lers vom 19. Juli 1942, der die Räu­mung aller Ghet­tos im Gene­ral­gou­ver­ne­ment vor­schrieb, wies die SS Juden aus der Region Lub­lin und aus dem War­schauer und Bia­lys­to­ker Ghetto in das Lager ein.

Im Februar 1943 wurde Majda­nek zum “Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Lub­lin” für pol­ni­sche poli­ti­sche Häft­linge und Juden. Die KZ-Insassen wur­den haupt­säch­lich in den “Deut­schen Aus­rüs­tungs­wer­ken” (DAW) und den SS-Bekleidungswerken zur Ver­ar­bei­tung des Eigen­tums der ermor­de­ten Juden für den Front­be­darf ein­ge­setzt. Häft­linge, deren Arbeits­kraft die SS nicht oder nicht mehr nut­zen konnte, ermor­dete sie ab Okto­ber 1942 in einer neu errich­te­ten Gas­kam­mer. Zur Ver­bren­nung der Lei­chen ließ die Lager­ver­wal­tung im Sep­tem­ber 1943 ein neues Kre­ma­to­rium mit fünf Brenn­öfen bauen.

Nach Auf­stän­den in den Ver­nich­tungs­la­gern Sobi­bór und Treb­linka erschoss die SS in Majda­nek aus Angst vor wei­te­ren Unru­hen im Novem­ber 1943 rund 17.000 Juden inner­halb weni­ger Stun­den im Rah­men der “Aktion Ern­te­fest”.

Unzäh­lige KZ-Insassen star­ben an Hun­ger, Krank­hei­ten und den har­ten Arbeitsbedingungen.

Infolge des  schnel­len Vor­marschs der Roten Armee auf Lub­lin wäh­rend der Ope­ra­tion Bagra­tion Ende Juli 1944 wurde das KZ Majda­nek von der SS über­has­tet geräumt. Vor dem Abtrans­port der Gefan­ge­nen wur­den alle Doku­mente ver­nich­tet und die Gebäude samt dem gro­ßen Kre­ma­to­rium in Brand gesetzt. In der Eile des Rück­zugs zer­stör­ten die Deut­schen aber nicht die Gas­kam­mern sowie einen Teil der Gefangenenbaracken.

Das KZ umfasste 270 ha und war im Endstadium in sechs umzäunte Lagerabschnitte ("Felder") eingeteilt.
Das KZ umfasste 270 ha und war im End­sta­dium in sechs umzäunte Lager­ab­schnitte (“Fel­der”) eingeteilt.

Das KZ Majda­nek wurde am 23. Juli 1944 auf­ge­löst. Ange­hö­rige der Roten Armee fan­den im Lager noch 1000 kranke sowje­ti­sche Kriegs­ge­fan­gene vor.

Opfer­zah­len

Über die Zahl der Opfer, die in Majda­nek getö­tet wur­den, gab es lange Zeit nur grob geschätzte Anga­ben. Erste Zah­len­an­ga­ben nach der Befrei­ung im Jahre 1944 belie­fen sich auf 1.700.000 Opfer. 1948 ver­mu­tete man, dass in Majda­nek 360.000 Men­schen umge­kom­men seien. For­schungs­er­geb­nisse von 2006 redu­zie­ren die Gesamt­zahl der­je­ni­gen, die in Majda­nek ums Leben kamen, auf 78.000, dar­un­ter 59.000 Juden.

Die Asche der im KZ Ermordeten unter der Kuppel des Mausoleums.
Die Asche der im KZ Ermor­de­ten unter der Kup­pel des Mausoleums.

Die Jugend­li­chen schrei­ben nach dem Besuch der Gedenk­stätte:
Julian DSC_0070 - Kopie

 

Der 18-jährige Julian: „Ich bin kein Mensch der gro­ßen Worte, den­noch ver­su­che ich meine Erfah­run­gen mit Ihnen zu tei­len … Was mir wirk­lich die Spra­che ver­schla­gen hat, war der Asche­berg. In die­sem Moment stand für mich die Zeit still. In die­sem Augen­blick rea­li­sierte ich viel­leicht zum ers­ten Mal die Dimen­sion der Per­ver­si­tät, mit der die Nazis diese Mas­sen an Men­schen — Men­schen wie Sie und ich oder unsere Freunde — ermor­det haben…“

 

 

Rekonstruierte Barackentraße im KZ Majdanek.
Rekon­stru­ierte Bara­ckentraße im KZ Majdanek.
Während unserer Führung über das Lagergelände.
Wäh­rend unse­rer Füh­rung über das Lagergelände
Wachtürme in Majdanek
Wach­türme in Majdanek
Glühbirnen in Stacheldrahtkügeln an die vielen Nationalitäten, die im Lager inhaftiert waren.
Glüh­bir­nen in Sta­chel­draht­kü­geln erin­nern an die vie­len Natio­na­li­tä­ten, die im Lager inhaf­tiert waren.

Luuk DSC_0082 - KopieDer 18-jährige Luuk (NL) schreibt: “When we got to Majda­nek and saw the watch­to­wers, I ima­gi­ned when it still was ope­ra­ting as a camp. I saw the pri­soners with their sca­red face expres­si­ons and the SS guards who were ran­domly shoo­ting prisoners.

I wal­ked on the roads of death. I wal­ked on the end page of many sto­ries. Untold sto­ries. Sto­ries who’ve been abruptly stopped.

Con­fron­ta­tion with history. Con­fron­ta­tion with death. Con­fron­ta­tion with some­thing you didn’t believe could hap­pen, but did. Thousands and thousands were mur­de­red on the grounds where I wal­ked. Screams and cries echo­ing through history in my mind. Why on earth do I want to go to a place that was hell for Jews/homosexuals/political enemies/gypsies and more…”

Lea IMG-20171029-WA0015 - KopieDie 17-jährige Lea (D) schreibt: „Sie haben das Lager rekon­stru­iert, Bara­cke für Bara­cke. In man­chen wur­den Kunst­ob­jekte gezeigt – z.B. Kugeln aus Stach­draht, die an die vie­len  ver­schie­de­nen Natio­nen erin­nern soll­ten -, in ande­ren waren Holz­bet­ten oder auch Schuhe von ehem. KZ-Häftlingen.

Es war alles irgend­wie „schön“ gemacht. Doch es war, als wäre es damit auch dem eigent­li­chen Zweck ent­frem­det. Das Gesche­hene schien kaum greif­bar … Darf man das Wort “Frei­licht­mu­seum” ver­wen­den? … Für mich war es, wenn ich ehr­lich bin, ein schwa­ches Abbild von dem, was eigent­lich in und vor den Bara­cken von­stat­ten­ge­gan­gen war … Natür­lich gab es Momente, in denen plötz­lich der Hor­ror auf einen ein­stürzte – wie z.B. das Video einer Zeit­zeu­gin, aber vor allem war es der Anblick eines rie­si­gen Denk­mals. Am Ende der Stu­fen thronte eine Art Kup­pel, die einen rie­si­gen Berg mensch­li­cher Asche überspannte.

Davor stand eine Gruppe jun­ger Israe­lis. Sie san­gen und bete­ten, die Flagge Isra­els wehte im Wind. Ich war nicht in der Lage, sie oder ihren David­stern auch nur anzu­se­hen – so sehr habe ich mich geschämt Deut­sche zu sein. Wir gin­gen an den Israe­lis vor­bei zum Kre­ma­to­rium, das aus den glei­chen Ele­men­ten bestand wie das in Buchenwald …“

Dominique DSC_0145 - KopieDie 16-jährige Domi­ni­que (NL) schreibt:

“When I came to the con­cen­tra­tion camp Madja­nek I was sho­cked.  I saw with my own eyes the place where all the hor­ri­ble things had hap­pened. The baracks were still there. It’s such a weird fee­ling to stand free and alive at a place where thousands of people were mur­de­red. In the eve­ning we had a work­shop were we dis­cus­sed what we saw. It was very good to dis­cuss, I think because there were dif­fe­rent state­ments about the fee­lings. For me Majda­nek was really hard to see because I couldn’t think about why people would do this hor­ri­ble thing.” 

 

Madiha DSC_0145 - KopieDie 15-jährige Madiha schreibt:

English ver­sion

Frei­tag, der 13.10.2017:
 Ich denke an den Ort in Majda­nek, an dem unzäh­lige Men­schen erschos­sen wur­den. Das wird mich eine Ewig­keit ver­fol­gen. Man schoss unschul­dige Men­schen ohne jede Gnade ab — wäh­rend gleich­zei­tig Wal­zer­mu­sik gespielt wurde. Und wir sol­len gleich­zei­tig beden­ken, dass die Täter, diese “kran­ken” Men­schen, teil­weise auch noch Spaß daran hat­ten. Sobald ich daran denke, macht es in mei­nem Kopf “Tata­ta­ta­ta­tata” — so wie eine Zeit­zeu­gin es beschrieb. Das war das ein­zige, was sie durch die Musik hin­durch hören konn­ten. Die­ses “Tata­ta­tata” hat sich in mei­nem Kopf festgefroren.

Die Badewanne des Chefs der Krematorien wird beheizt über die Wärme der Verbrennungsöfen.
Die Bade­wanne des Chefs der Kre­ma­to­rien wird beheizt über die Wärme der Verbrennungsöfen.

Als wäre das nicht schon abar­tig genug … Bald hören wir das Nächste: Einer der SS-Männer hat seine Bade­wanne in der Nähe bei dem Kre­ma­to­rium auf­stel­len las­sen, um die Wärme die­ser Öfen zu nut­zen. Welch ein Mensch will dort baden, wo Lei­chen ver­brannt wer­den? Klar wurde uns gesagt, dass er irre war.  Aber es ist eigent­lich unmög­lich das Den­ken der Nazis zu ver­ste­hen. Ich frage mich, gab es dahin­ter über­haupt eine Logik? Mit der Zeit denke ich, sie haben vie­les bloß nach ihrer Laune getan. Doch wer ist in der “Laune” ein­fach jeman­den zu ermor­den? Natür­lich gibt es immer wel­che, die geis­tig krank sind, doch das kann ja keine ganze Masse gewe­sen sein. Einige haben viel­leicht diese grau­en­vol­len Taten began­gen um ihre Fami­lie zu beschüt­zen, nah­men dabei aber in Kauf, dass andere Fami­lien kom­plett aus­ge­löscht wur­den, andere waren ein­fach krank … Und der Rest soll ein­fach von dem Natio­nal­so­zia­lis­mus begeis­tert gewe­sen sein? Das ist für mich undenk­bar, wie kann man für so etwas begeis­tert sein?
In mir kochte die Wut dar­über, wie man so etwas Abar­ti­ges tun konnte und ande­rer­seits über mich, da ich mich frage, ob ich damals in der Lage gewe­sen wäre, Wider­stand zu leis­ten. Ich kann es nicht sagen. Wie leicht ist es für uns heute zu sagen, sie hät­ten sich weh­ren sol­len. Wenn man aber über­legt, was man selbst getan hätte, dann kennt man die Ant­wort nicht.

Ich war wie benom­men, als wir an dem rie­si­gen Monu­ment, das mit der Asche der Opfer gefüllt war, vor­bei­lie­fen. Es war das erste Mal, dass mir förm­lich vor Augen geführt wurde, welch ein große Masse grund­los ermor­det wurde. Ich kann es noch immer nicht fas­sen, wie das mög­lich ist.

Als wir die Stu­fen nach oben lie­fen, fühlte ich mich immer klei­ner. Die Fak­ten inter­es­sier­ten mich nicht mehr. Ich stand nun da. Alles aus­ge­blen­det. Trotz­dem fühlte ich mich nicht allein, es war, als wären die Opfer prä­sent … - Ich war völ­lig durch­ein­an­der, konnte meine Gedan­ken nicht sor­tie­ren. Doch dadurch, dass wir danach essen gegan­gen sind, konnte ich wie­der kla­rer den­ken, nicht weil wir geges­sen haben, son­dern weil wir dabei reden konn­ten. Ich finde es immer wich­tig zu reden, obwohl ich meis­tens denke, dass ich mich gar nicht rich­tig aus­drü­cken kann. Doch ich denke das Sich-Nicht-Ausdrücken-Können macht dem Gegen­über viel­leicht trotz­dem eini­ges klar.“

 

Lub­lin

Nach dem Mit­tag­es­sen fuh­ren wir nach Lub­lin, der heute neunt­größ­ten Stadt Polens und Sitz von fünf Uni­ver­si­tä­ten. das Schloss it eine der ältes­ten erhal­te­nen Resi­den­zen Polens. Unter der deut­schen Besat­zung war das damals dort unter­ge­brachte Gefäng­nis unter deut­scher Füh­rung, die zunächst dort die Juden Lub­lins inter­nierte, bevor diese in Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger depor­tiert wur­den. Ins­ge­samt wur­den dort 1939 — 1944  zwi­schen 40.000 und 80.000 Per­so­nen inhaf­tiert. Die meis­ten davon waren pol­ni­sche Wider­stands­kämp­fer. Kurz vor dem Rück­zug der Deut­schen aus Lub­lin wur­den am 22. Juli 1944 die letz­ten 300 Häft­linge ermor­det. Nach 1944 bis 1954 wurde das Schloss durch die sowje­ti­sche Geheim­po­li­zei und spä­ter durch das Minis­te­rium für Öffent­li­che Sicher­heit genutzt, um dort ca. 35.000 poli­ti­sche Geg­ner des kom­mu­nis­ti­schen Staa­tes dort zu inhaf­tie­ren. Seit 1957 ist es Museum.

Nach den Auf­stän­den in Treb­linka (2. Aug. 1943) und in Sobi­bór (14. Okt. 1943) ermor­de­ten die Deut­schen inner­halb von 24 Stun­den im Distrikt Lub­lin 42.000 Juden. Erschos­sen wur­den die Gefan­ge­nen der umlie­gen­den Lager, aber auch Men­schen, die an ihrem Arbeits­platz, in ihren Woh­nun­gen oder in Cafés ver­haf­tet wor­den waren.

Das im 17. Jh. von König Kasimir II erbaute Schloss von Lublin wurde ab 1831 als Gefängnis genutzt und ist heute Museum.
Das im 17. Jh. von König Kasi­mir II erbaute Schloss von Lub­lin wurde ab 1831 — auch unter der deut­schen Besat­zung — als Gefäng­nis genutzt und ist heute Museum.
Am Nachmittag hatten wir eine Führung  durch Lublin - natürlich mit dem Schwerpunkt der jüdischen Geschichte und der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkrieges.
Am Nach­mit­tag hat­ten wir eine Füh­rung durch Lub­lin — natür­lich mit dem Schwer­punkt der jüdi­schen Geschichte und der deut­schen Besat­zung wäh­rend des Zwei­ten Weltkrieges.

 

 

 

Diese Straßenlaterne steht am Eingang des ehemaligen jüdischen Ghettos. Sie brennt Tag und Nacht, um auf die Zerstörung des Ghettos hinzuweisen.
Diese Stra­ßen­la­terne steht am Ein­gang des ehe­ma­li­gen jüdi­schen Ghet­tos. Sie brennt Tag und Nacht, um auf die Zer­stö­rung des Ghet­tos hinzuweisen.
Af dem Weg in die inzwischen wieder sehr gut restaurierte  Innenstadt.
Af dem Weg in die inzwi­schen wie­der sehr gut restau­rierte Innenstadt.
Kurz nachdem wir das Stadttor durchschritten hatten, fiel im Boden gleich diese Markierung auf: "Ghetto boundary 1942".
Kurz nach­dem wir das Stadt­tor durch­schrit­ten hat­ten, fiel im Boden gleich diese Mar­kie­rung auf: “Ghetto boun­dary 1942″.

 

 

Gewiss war es interessant, nun auch einen Eindruck von der Stadt Lublin zu bekommen. In der Erinnerung der Jugendlichen wird dies allerdings völlig überlagert von dem Vormittag in Majdanek und auch der Möglichkeit, sich nun in der Stadt möglichst bald auch wieder in Kleingruppen abzusetzen und zu unterhalten. Eine innere Gegenbewegung, die gut tat ... auch bei MacDonalds.
Gewiss war es inter­es­sant, nun auch einen Ein­druck von der Stadt Lub­lin zu bekom­men. In der Erin­ne­rung der Jugend­li­chen wird dies aller­dings völ­lig über­la­gert von dem Vor­mit­tag in Majda­nek und auch der Mög­lich­keit, sich nun in der Stadt mög­lichst bald auch wie­der in Klein­grup­pen abzu­set­zen und zu unter­hal­ten. Eine innere Gegen­be­we­gung, die gut tat … auch bei MacDonalds.

 

 

 

 

 

 

 

 

Jessie spricht in einer sehr eindrucksvollen Weise über ihre in Sobibór getöteten Familienmitglieder und zeigt - soweit sie diese hat - private Fotos von ihnen.
Jes­sie spricht in einer sehr ein­drucks­vol­len Weise über ihre in Sobi­bór getö­te­ten Fami­li­en­mit­glie­der und zeigt — soweit sie diese hat — pri­vate Fotos von ihnen.

Nach der Rück­kehr ins Hotel und dem gemein­sa­men Abend spricht Jes­sie van de Kamp über ihre Fami­lie. Als ihre Urgroß­el­tern depor­tiert wur­den (über Wes­ter­bork nach Sobi­bór) gaben sie die eigene 11 Monate alte kleine Toch­ter zu hol­län­di­schen Freun­den, Nicht-Juden, mit der Bitte, sich um ihr Baby zu küm­mern. Das Kind wurde mehr­fach, wenn es gefähr­lich zu wer­den drohte, in andere Fami­lien wei­ter­ge­reicht. Das kleine Baby, Jes­sies Groß­mut­ter, hat ihre Eltern nie­mals wie­der­ge­se­hen. Sie sprach auch wenig dar­über und fuhr nie­mals nach Sobi­bór, das Lager, in dem die Eltern ermor­det wur­den. Auch Jes­sies Mut­ter hatte nie­mals die Kraft oder auch den Mut, an die­sen Ort zu fah­ren. Jes­sie ist die erste ihrer Fami­lie, die dies auf sich nimmt. Sie berich­tet uns von ihren Recher­chen und — wie sie inzwi­schen weiß — den vie­len Ver­wand­ten von ihr, die in Sobi­bór getö­tet wurden. 

 

Nach einer klei­nen Pause ist klar, was nun alle brau­chen: ein Gespräch unter­ein­an­der in Klein­grup­pen über die Frage, wie man Majda­nek wahr­ge­nom­men hat, wie man die­ses ver­ar­bei­ten kann, wel­che Gedan­ken und Worte jeder Ein­zelne hier­für fin­det. Wich­tig erscheint es uns, dass gerade bei einer sol­chen Gespräch die Natio­na­li­tä­ten gemischt sind — zur Frage der heu­ti­gen Wahr­neh­mung des Lagers gehört natür­lich für Jeden die Refle­xion der eige­nen Per­son und auch die Form der Beschäf­ti­gung mit dem Holo­caust im eige­nen Heimatland.

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Die Fotos wer­den nicht kom­men­tiert. Sie spre­chen für sich. die Kon­zen­tra­tion und Ernst­haf­tig­keit, mit der sich die jun­gen Men­schen an die­sem Abend unter­hiel­ten, schien für sie ganz selbst­ver­ständ­lich. Die Erwach­se­nen waren tief von die­ser Atmo­sphäre beein­druckt. Offen­sicht­lich war die­ser Abschluss des Tages genau das, was die enga­gier­ten jun­gen Men­schen brauch­ten. Wich­tig waren Allen, eine Spra­che für das zu fin­den, was sie erlebt hat­ten. Die anschlie­ßen­den Klein­grup­pen­be­richte zeig­ten deut­lich die bei­den Bezugs­punkte: Wis­sen und infor­ma­tion auf der einen Seite, Gefühl, Trauer und Empa­thie auf der ande­ren. So schnell konnte man dies nicht zusam­men­brin­gen. Daran wei­ter­zu­ar­bei­ten, wäe sehr gut. Doch an die­sem Abend ging dies gewiss nicht mehr. Und der nächste Tag, Sobi­bór, stand bereits direkt bevor.

Die pol­ni­schen Jugend­li­chen konn­ten lei­der an die­sem Abend nicht bei uns sein und mit dis­ku­tie­ren. Hin­ter­her schick­ten sie aber Madiha, einer deut­schen Teil­neh­me­rin, die bei­den fol­gen­den Texte:

Die 17-jährige Caro­lina (Polen) schreibt:

I think the pro­ject “Inter­na­tio­nal Youth Work­shop Sobi­bor” is very import­ant. When I read about the holo­caust in books we can­not rea­lize how hor­ri­ble it really was at that time. But when I saw Majda­nek  I felt what the holo­caust really was. Mee­tings allo­wed us to inte­grate and share emo­ti­ons. These few days have shown me that the most import­ant thing in life is love and respect for ano­ther person.”

Die 17-jährige Julia (Polen) schreibt:

The inter­na­tio­nal work­shop was a great expe­ri­ence for me. It is import­ant for us, young people, to know the past. Inno­cent people died. I think work­shops will make us vul­nera­ble and we will live in love regard­less of race or reli­gion. Just like Ariana Grande sings in her song :“So how we gonna stop the vio­lence, stop the hur­ting? Stop the hat­red, stop the mur­ders. We’re all human, that’s for cer­tain. Come toge­ther, we deserve it. What kind of life will our babies have if we don’t change up and make it last? It starts right here, starts right now. We’ll love and hope for…Better days, bet­ter days …”

 

Zur Doku­men­ta­tion unse­res drit­ten Tages, in Sobi­bór, kli­cken Sie hier: wei­ter­le­sen…

 

 

30 Jahre nach dem Angriff der Deutschen Wehrmach auf Polen, am 1. September 1969, wurde das "Ehrenmal des Kampfes und Martyriums" von W. Tolkien und J. Dembek eingeweiht. Es dominiert heute die Weite des Lagergeländes.
30 Jahre nach dem Angriff der Deut­schen Wehr­mach auf Polen, am 1. Sep­tem­ber 1969, wurde das “Ehren­mal des Kamp­fes und Mar­ty­ri­ums” von W. Tol­kien und J. Dem­bek ein­ge­weiht. Es domi­niert heute die Weite des Lagergeländes.

 

Im ehemaligen Lagergelände bekommen wir, auf verschiedene Gruppen aufgeteilt, Fürungen.
Im hee­ma­li­gen Lager­ge­lände bekom­men wir, auf ver­schie­dene Grup­pen auf­ge­teilt, Fürungen.

 

Erste Station ist das berühmte, monumentale Denkmal.
Erste Sta­tion ist das berühmte, monu­men­tale Denkmal.

 

Ein Großteil der Baracken kann besichtigt werden.
Ein Groß­teil der Bara­cken kann besich­tigt werden.

 

Die Pritschen im Inneren einer Baracke.
Die Prit­schen im Inne­ren einer Baracke.

 

Ein Teil des Baubestandes des Lagers ist alt, ein Teil neu. Hier im Fotovergleich das Krematorium von Majdanek bei Kriegsende und heute.
Ein Teil des Bau­be­stan­des des Lagers ist alt, ein Teil neu. Hier im Foto­ver­gleich das Kre­ma­to­rium von Majda­nek bei Kriegs­ende und heute.

 

Blick vom Krematorium in Richtung Lublin, ca. 1945.
Blick vom Kre­ma­to­rium in Rich­tung Lub­lin, ca. 1945.

 

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Die Gaskammer von Majdanek.
Die Gas­kam­mer von Majdanek.

 

Zyklon B
Zyklon B

 

Auf dem Weg zum Mausoleum; dort steht  die israelische Jugendgruppe mit ihrer Fahne.
Auf dem Weg zum Mau­so­leum; dort steht die israe­li­sche Jugend­gruppe mit ihrer Fahne.

 

Die Asche der Toten von Majdanek.
Die Asche der Toten von Majdanek.

 

Die niederländische Gruppe während der Führung durch die Lagerbaracken.
Die nie­der­län­di­sche Gruppe wäh­rend der Füh­rung durch die Lagerbaracken.

 

Blick vom Lagergelände Richtund Lublin.
Blick vom Lager­ge­lände Richt­und Lublin.

 

Schuhe der Häftlinge - hier ausgestellt in einer der Baracken.
Schuhe der Häft­linge — hier aus­ge­stellt in einer der Baracken.

 

Niederländische und deutsche Teilnehmerinnen - im Hintergrund das Schloss von Lublin.
Nie­der­län­di­sche und deut­sche Teil­neh­me­rin­nen — im Hin­ter­grund das Schloss von Lublin.

 

In den Fenstern dieses Altbaus von Lublin: Fotos der ehemaligen jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner.
In den Fens­tern die­ses Alt­baus von Lub­lin: Fotos der ehe­ma­li­gen jüdi­schen Bewoh­ne­rin­nen und Bewohner.