Aufnahme der ehemaligen Fabrik „Manfred Weiss“
Klára M. erzählt:
„Ich stamme aus einer einfachen jüdischen Familie in Munkács. In meiner Kindheit (geb. 1921) gehörten wir zur Tschechoslowakei, ab 1938 zu Ungarn. Von da an wurde für uns das Leben immer schwerer. Mein Vater war Eisenwarenhändler; sein Geschäft wurde beschlagnahmt. Wir haben nie viel Geld gehabt, aber jetzt hatten wir gar nichts mehr. Deswegen bin ich (1940) nach Budapest gegangen und habe dort gearbeitet. Meine Mutter hat schrecklich geweint. Ich war ihr einziges Kind. Aber ich musste es tun. Nur so konnte ich ihnen etwas Geld schicken. Ich habe jüdische Kinder betreut; “Babysitter“ würde man heute sagen. Später ging das nicht mehr; da habe ich in Csepel gearbeitet — in der Fabrik “Manfred Weiss“. Die Fabrik war zugleich eine Art Arbeitslager. Von dort aus mussten wir eines Tages in eine Ziegelei – nach Buda-Kalász. Es war nicht weit, nur 20–30 km von Budapest entfernt. Aber wir mussten zu Fuß gehen, und ich hatte den Koffer dabei! Er war schwer, ich hätte ihn am liebsten weggeschmissen. Ich hatte darin zwei Kleider, Schuhe … Viele hatten einen Koffer dabei … Wir dachten, wir brauchen das noch. Aber später wurde uns alles abgenommen! In der Ziegelei regnete es, wir wurden nass. Wir hatten kein Dach über dem Kopf. Wir hatten nichts zu essen. Dort habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Schreckliches gesehen. Menschen sind dort gestorben, und niemand hat sich darum gekümmert. Das war nicht menschenwürdig. Das war noch nicht einmal tier-würdig. Es war viel schlimmer…“
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