Auf­nahme der ehe­ma­li­gen Fabrik „Man­fred Weiss“

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200 — 300 Arbei­te­rin­nen, mit denen Klára M. in Cse­pel zusam­men in der Fabrik gear­bei­tet hat, waren spä­ter mit ihr in Ausch­witz und dann auch im Lager Wall­dorf. Auf­nahme der ehe­ma­li­gen Fabrik „Man­fred Weiss“. Cse­pel, Buda­pest, 1999

Klára M. erzählt:

„Ich stamme aus einer ein­fa­chen jüdi­schen Fami­lie in Mun­kács. In mei­ner Kind­heit (geb. 1921) gehör­ten wir zur Tsche­cho­slo­wa­kei, ab 1938 zu Ungarn. Von da an wurde für uns das Leben immer schwe­rer. Mein Vater war Eisen­wa­ren­händ­ler; sein Geschäft wurde beschlag­nahmt. Wir haben nie viel Geld gehabt, aber jetzt hat­ten wir gar nichts mehr. Des­we­gen bin ich (1940) nach Buda­pest gegan­gen und habe dort gear­bei­tet. Meine Mut­ter hat schreck­lich geweint. Ich war ihr ein­zi­ges Kind. Aber ich musste es tun. Nur so konnte ich ihnen etwas Geld schi­cken. Ich habe jüdi­sche Kin­der betreut; “Baby­sit­ter“ würde man heute sagen. Spä­ter ging das nicht mehr; da habe ich in Cse­pel gear­bei­tet — in der Fabrik “Man­fred Weiss“. Die Fabrik war zugleich eine Art Arbeits­la­ger. Von dort aus muss­ten wir eines Tages in eine Zie­ge­lei – nach Buda-Kalász. Es war nicht weit, nur 20–30 km von Buda­pest ent­fernt. Aber wir muss­ten zu Fuß gehen, und ich hatte den Kof­fer dabei! Er war schwer, ich hätte ihn am liebs­ten weg­ge­schmis­sen. Ich hatte darin zwei Klei­der, Schuhe … Viele hat­ten einen Kof­fer dabei … Wir dach­ten, wir brau­chen das noch. Aber spä­ter wurde uns alles abge­nom­men! In der Zie­ge­lei reg­nete es, wir wur­den nass. Wir hat­ten kein Dach über dem Kopf. Wir hat­ten nichts zu essen. Dort habe ich zum ers­ten Mal in mei­nem Leben Schreck­li­ches gese­hen. Men­schen sind dort gestor­ben, und nie­mand hat sich darum geküm­mert. Das war nicht men­schen­wür­dig. Das war noch nicht ein­mal tier-würdig. Es war viel schlim­mer…“
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